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In welchen Gräsern steckt viel Fruktan?

Um zu bestimmen, ob eine Weide ein hohes Fruktanrisiko besitzt, ist neben der Kenntniss über die Düngung, das Vegetationsstadium, die Nutzungsintensität und das Wetter, auch die Gräserzusammensetzung zu beachten.
Grünland besteht aus drei verschiedenen Überkategorien von Bewuchs: Gräser mit einem Anteil von 70-80%, Kleeartige mit 10-15% und Kräuter auch mit 10-15%. Hier soll es um den Hauptbestand, die Gräser gehen und deren Fruktangehalte.

Weißt du was Fruktan ist?

Fruktane kommen nicht in jeder Pflanzenart vor und so entwickelte sich die Einteilung der Gräser in drei Gruppen.

  1. Fruktan speichernde „nördliche Typen“ in kühleren klimatischen Bereichen, z.B. gemäßigte Zone
  2. Stärke speichernde „südliche Typen“ in überwiegend wärmeren klimatischen Zonen
  3. Intermediäre Gruppe, die sowohl Stärke als auch Fruktan speichern kann

Auf europäischen Pferdeweiden variiert der Fruktangehalt erheblich. Es gibt Gräser, die grundsätzlich höhere oder niedrigere Fruktangehalte aufweisen.  Zu den Gräsern mit sehr hoher Konzentration zählen die Rye-Gräser, bei uns bekannt als Deutsches oder Welsches Weidelgras. Dagegen speichern andere Vertreter, wie Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz und Wiesenlieschgras, bedeutend weniger Fruktan.

Neben den verschiedenen Gräserarten gibt es auch unterschiedliche Sorten, die sich im Fruktangehalt unterscheiden.

Eher hoher Fruktangehalt

Eher geringer Fruktangehalt

Die häufigsten Gräser im Portrait:

Deutsches Weidelgras, auch Englisches Raygras (Lolium perenne)
Verbiss und -trittfestes andauerndes Untergras mit hoher Konkurrenzkraft vor allem in frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Gut geeignet bei entsprechender Düngung für gute Leistung bei hoher Schnittanzahl oder starker Beweidung. 
Blütenstand: Unbegrannte Ähre  mit kleinen Ährchen
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt 
Es gibt verschiedene früh-, mittel- und spätblühende Arten mit unterschiedlich hohen Fruktanspeichern. Generell ist der Fruktangehalt in diesen Gräsern aber höher als in anderen Gräsern.

T. Kebert, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Welsches Weidelgras, auch Italienisches Raygras (Lolium multiflorum)
Nicht für Dauergrünland geeignetes (1-2 jähriges) Obergras. Bei entsprechender Düngung gut zur Schnittnutzung geeignet. Wächst gut auf frischen bis mäßig feuchten mittelschweren Böden.
Blüte: Begrannte Ähre mit Ährchen.
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt
Auch hier gibt es verschiedene Sorten, aber der Fruktangehalt ist generell höher als bei anderen Gräsern. 

Kristian Peters, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Wiesenschwingel (Festuca pratensis)
Sehr winterhartes, horstbildendes Obergras mit hohem Blattanteil. Gutes Nachwuchsvermögen, geeignet für mittlere Nutzungs- und Düngungsintensität und bedingt weidefest. Häufig zusammen mit dem Wiesenfuchsschwanz auf frischen feuchten Wiesen anzutreffen.
Blüte: Doppelte Traube mit unbegrannten Ährchen
Blätter: Blattunterseite glänzend, Einschnürung im oberen Blattdrittel.
Besitzt eher eine niedrigere Fruktanspeicherung als andere Gräser. 

Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis
Sehr früh austreibendes winterhartes aber wenig weidefestes ausdauerndes Obergras. Wächst gerne auf frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Bei entsprechender Düngung Höchsterträge und 4 Schnitte möglich.
Blüte: Scheinähre, seidig glänzend, früh blühend mit Ährchen mit kleiner Granne, Blüte ist abstreifbar
Blätter: Gerieft, in der Mitte Streifen ohne Riefen; das oberste Blatt weist meist schräg nach oben; am Blattrand befinden sich kleine Zähnchen
Sehr geringe Fruktaneinlagerungen.

Wiesenlieschgras, auch Timotheegras (Phleum pratense)
Horstartig wachsendes spätes Obergras, welches besonders winterhart und vielschnittverträglich ist. Bevorzugt auf frischen bis feuchten bindigen Böden, ist dürreempfindlich, verträgt aber Überschwemmungen.
Blüte: dichte zylindrische Scheinähre, spät blühend mit Ährchen in Stiefelknechtform 
Blätter: Bläulich-blaugrüne Farbe, Unterseite matt 
Trotz des hohen Futterwertes, enthält das Lieschgras nur geringe Mengen Fruktan

Wiesenrispe (Poa pratensis
Wichtiges Untergras, welches mit seinen unterirdischen Ausläufern eine dichte Grasnarbe bildet. Ausdauernd, winterhart, besonders für trockene Lagen wichtiges Mäh- und Weidegras. Wird leicht verdrängt durch konkurrenzstarke Arten und auf nassen verdichteten Flächen von der Gemeinen Rispe ersetzt.
Blüte: Echte Rispe, meist 5 ungleiche Äste pro Ansatz mit kleinen unbegrannten Ährchen
Blätter: Dunkelgrün, kahnförmig zugespitzt, Skispur in der Mitte, Unterseite stark glänzend. Die Wiesenrispe enthält nur eine geringe Menge an Fruktan.

Rotschwingel (Festuca rubra
Anspruchsloses Untergras für nährstoffärmere Standorte und extensiver Nutzung. Sehr winterhart, verträgt raues Klima, Trockenheit, saure Böden und wirkt auch narbenbildend. Es sind zwei Unterarten bedeutend. Eine ausläufertreibende und eine horstbildende Art. 
Der Rotschwingel hat einen niedrigen Futterwert, aber auch einen geringen Fruktananteil im Vergleich zu anderen Gräsern.

Knaulgras (Dactylis glomerata
Stark horstbildendes ausdauerndes Obergras für ein intensives Nutzungs- und Düngungsniveau. Gut weideverträglich mit großem Nachwuchs. Sehr hoher Futterwert bei frühzeitiger Nutzung, treibt früh aus und verholzt dann schnell und kriegt harte Stängel. 
Blüte: Echte Rispe mit einem Ast pro Ansatzstelle, Ährchen sind grannenspitzig und bilden „Knäuel“
Blätter: Ungerieft, hellgrün mit kräftigen flachgedrückten Blatttrieben
Bei späterer Nutzung stellt das Knaulgras die perfekte Grasart für leichtfuttrige Pferde da und weist einen sehr geringen Fruktangehalt auf. 

Kammgras (Cynosurus cristatus
Völlig weidefestes Untergras, dass kleine blattarme Horste bildet. Die Blätter werden gern gefressen, die Stängel sind meist zu zäh. Wächst gerne in frischen bis feuchten Wiesen und Weiden, besonders im Gebirgs- und Seeklima. 
Blüte: Scheinähre, Spindel seitlich unverdeckt, kammartig abstehende Ährchen
Blätter: deutlich gerieft, sehr kahl, kurz und spitzt allmählich nach oben hin zu 
Enthält wenig Speicherkohlenhydrate in Form von Fruktan. 

Eine Wiese, auf die die Sonne scheint

Wie verändert die Düngung den Fruktangehalt?

Eine Pflanze kann nur gut wachsen, wenn sie alle dafür notwendigen Nährstoffe zur Verfügung hat. Eine Stickstoffdüngung kann somit den Fruktangehalt niedriger halten, ebenso eine intensive Nutzung. Die Düngung mit Kalium hingegen sollte gering gehalten werden, weil dadurch der Fruktangehalt ansteigen kann.

Eine Wiese, auf die die Sonne scheint

Wie hängen Grassorte und Fruktan zusammen?

Grasarten wie Deutsches oder Welsches Weidelgras und Wiesenschwingel bilden einen erheblich höheren Anteil an Fruktanen als Energiespeicher. Wiesenlieschgras und Knaulgras speichern dagegen eher weniger Fruktan. Zu beachten ist aber, dass es auch Unterschiede in den jeweiligen Sorten der Pflanzenarten gibt. So existieren auch fruktanarme Weidelgrassorten.

Sät man z.B. eine Wiese neu an, sollte auf eine Mischung aus fruktanarmen Gräsern und/oder Sorten geachtet werden.

Eine Wiese, auf die die Sonne scheint

Welchen Einfluss hat die Grashöhe auf den Fruktangehalt?

Egal wie hochgewachsen das Gras ist, die untersten 8 cm enthalten den höchsten Zuckergehalt. Demnach sollte die Graslänge einer Pferdeweide stets mehr als 8 cm betragen.

Ein extrem kurzer Verbiss sorgt für massiven Stress im Gras und führt auch zu einer höheren Fruktaneinlagerung. Das ist besonders wichtig, da häufig die landläufige Meinung herrscht, dass abgefressene Weiden harmlos wären.

Eine Wiese, auf die die Sonne scheint

Wie verändert sich der Fruktangehalt während des Jahres?

Die jahreszeitlichen Schwankungen der Fruktankonzentration hängen von Faktoren wie Temperatur, Lichtintensität, Vegetationsperiode, Pflanzenart und Sorte ab.

Der Fruktangehalt steigt im Mai sowie im Oktober und November
Die jahreszeitlichen Schwankungen im Fruktangehalt

Im Mai kann es zu höheren Fruktan-Gehalten kommen, dadurch dass genügend Wasser, Nährstoffe und schon relativ viel Sonneneinstrahlung stattfindet, aber aufgrund von teilweise noch sehr niedrigen Temperaturen ein Energieüberschuss entsteht, der noch nicht zum Wachsen verwendet werden kann. Diese Energie wird dann erstmal in Form von Fruktan gespeichert. Über den Sommer sind zwar immer noch Unterschiede in den Konzentrationen vorhanden, aber insgesamt sind die Werte deutlich geringer. Ein zu trockener Bestand, der aufgrund von Wassermangel die produzierten Zucker nicht ins Wachstum stecken kann, speichert auch höhere Fruktanmengen ein. Generell kommt es zum Ende Sommer bis Herbst wieder zu erhöhten Gehalten, aufgrund von abnehmenden Temperaturen bei noch hoher Lichtintensität.