Einträge von Kim Pethahn

Hufrehe Teil 2

Was kann eine Hufrehe auslösen?

Die Auslöser einer Hufrehe sind vielfältig. Es ist wichtig, diese herauszufinden, um weitere Schübe zu verhindern. Leider sind die genauen Ursachen und Prozesse im Huf noch nicht gänzlich wissenschaftlich geklärt, was zu einer großen Unsicherheit bei  der nachfolgenden Therapie führt. 

Fettleibigkeit und Insulinresistenz führen zu Hufrehe

In der heutigen Zeit leben unsere Pferde meist im Überfluss an reichhaltigen Futter. Gleichzeitig haben sie oft nicht die Möglichkeit, die Energie aus dem Futter auch wirklich zu verbrauchen. Dadurch nehmen sie teilweise bis zur krankhaften Fettleibigkeit zu. Es wurde herausgefunden, dass Fettgewebe nicht nur als Energiedepot fungiert, sondern auch eine hormonelle Wirkung hat. So werden bei krankhafter Vergrößerung der Fettzellen einige Stoffwechselvorgänge durcheinandergebracht:
Das Leptin ist ein Hormon, welches das Sättigungsgefühl beeinflusst. Durch Fettdepots wird dieses zwar vermehrt ausgestoßen, aber die Wirkung ist gehemmt, weshalb das Hungergefühl ständig bestehen bleibt. Die Pferde haben also immer Appetit und fressen, wodurch wiederum eine weitere Verfettung gefördert wird. Ein Teufelskreis entsteht. 

Zytokine haben ebenfalls negative Auswirkungen

Ebenfalls vermehrt produziert werden die sogenannten Zytokine, welche entzündungsauslösend wirken und als direkte Auslöser für Hufrehe gelten.

Neben dieser direkten Auswirkung auf die Lederhaut, gibt es eine weitere Wirkung von Zytokinen. Sie setzen die Wirkung des Hormons Insulin herab. Insulin ist ein Botenstoff, der bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel den Zellen nach dem Fressen die Nachricht überbringt, dass Glucose aufgenommen werden soll. Ist der Blutzuckerspiegel unter einen bestimmten Wert gesunken, nimmt auch die Insulinproduktion wieder ab.
Wenn nun die Zytokine diese Wirkung von Insulin herabsetzen, dann muss eine viel größere Menge an Insulin produziert werden, um die gleiche Wirkung zu erreichen.
Es ist nachgewiesen, dass selbst bei gesunden, nicht übergewichtigen Pferden eine massiv erhöhte Insulingabe eine Hufrehe auslösen kann. Welcher Mechanismus dahinter steckt ist noch nicht genau erforscht. 

Neben der vermehrten Zytokinausschüttung kommt es gleichzeitig zu einer verminderten Adiponectinausschüttung. Adiponectin wirkt insulinempfindsam auf die Zellen, könnte also einer Insulinresistenz entgegenwirken. So wird das ganze Dilemma nur noch verstärkt. 

Neben der stoffwechselaktiven Fettmasse können auch andere Prozesse eine Insulinresistenz befördern, wie z.B. Stress. In akuten Stresssituationen wird Adrenalin ausgeschüttet. Adrenalin sorgt dafür, dass der Energiespeicher Glykogen schnell zu Glucose umgewandelt wird und genutzt werden kann. Glucose gelangt also plötzlich in großen Mengen in das Blut und löst eine hohe Insulinantwort aus.
Gibt es Probleme in der Herdenzusammenstellung oder erleidet das Pferd dauerhafte Schmerzen, dann kann es auch zu chronischem Stress kommen. Hierbei schüttet die Nebennierenrinde Glykokortikoide, wie Kortisol, vermehrt aus. Kortisol bzw. Kortison vermindert die Insulinsensitivität der Zellen, daraus kann sich auf Dauer eine Insulinresistenz entwickeln. Wird die Situation für das Pferd nicht stressfreier gestaltet, entwickelt sich ein chronischer Verlauf der Hufreheerkrankung.

Chronische Entzündungen wie Allergien (z.B. Sommerekzem) können auch zur Insulinresistenz führen. Grund dafür ist nicht ein dauerhafter Stress, aber der ständig erhöhte Histaminspiegel, der sich auf die Insulinsensitivität auswirkt.

Stoffwechselerkrankungen als Ursache

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS, siehe Beitrag) entsteht meistens auch durch Überversorgung mit Nährstoffen und zu wenig Bewegung. Dadurch entstehen Fettdepots, die gefährdende Stoffwechselwirkungen haben. Es führt unter anderem also zu weiterer Fetteinlagerung und Insulinresistenz.

Neben EMS kann auch PPID/Equine Cushing Syndrom (siehe Beitrag) prädisponierend für Rehe sein. Fettdepots entstehen dort nicht nur bei überfütterten Pferden, können aber auch zu Insulinresistenz und somit zur Rehe führen. Neben Insulinresistenz und anderen Stoffwechselprodukten aus krankhaftem Fettgewebe, gibt es noch weitere Mechanismen, die zu einer Hufrehe führen können.

Die falsche Fütterung kann fatal sein

Nicht nur das „dick füttern“ ist ein Fehler, sondern auch alle Fütterungspraktiken, die die gesunde Dickdarmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Allen voran die Überversorgung mit leichtverdaulichen Kohlenhydraten, wie sie u.A. in Getreide, fruktanreichem Gras und Obst vorkommen. Stärke und Zucker werden normalerweise im Dünndarm absorbiert und sollten nur in ganz geringen Mengen in den Dickdarm gelangen. Ob dies passiert, hängt von der Menge und der Verdaulichkeit ab. Wenn diese Kohlenhydrate nicht vollständig im Dünndarm aufgenommen werden können, gelangen größere Mengen in den Dickdarm. Dort werden sie rasch von den vorherrschenden Bakterien fermentiert. Bei der Fermentation entstehen kurzkettige Fettsäuren, die mit der Zeit über die Darmwand aufgenommen werden. Bis dahin erzeugen sie einen niedrigen pH-Wert im Dickdarm. Durch diese Übersäuerung sterben die Bakterien, die für den Abbau von strukturreichen Kohlenhydraten – wie sie in Gras und Heu hauptsächlich vorkommen – verantwortlich sind. Dabei werden Endotoxine frei und auch die stärkeabbauenden Bakterien geben Exotoxine ab. Diese Gifte gelangen über die, durch den niedrigeren pH-Wert vorgeschädigte Darmwand, in den Blutkreislauf und können an der Hufbeinwandlederhaut erheblichen Schaden anrichten. Gleicher Prozess in Extrem läuft ab, wenn Pferde nachts die Futterkammer plündern und in kürzester Zeit große Mengen an Kraftfutter aufnehmen.

Hufrehe durch Vergiftung?

Neben der Dickdarmfloraverschiebung (Dysbiose) kommt es hier auch schnell zur Vergiftung. Eine Vergiftung kann auch durch Giftpflanzen, wie Jakobs-Kreuzkraut, Eibe und Herbstzeitlose ausgelöst werden und Hufrehe ist eine häufige Folge. (siehe Artikel Giftpflanzen)

Ein Pferd beim Grasen

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Bei einer Kolik oder anderen Darmerkrankungen, kann neben der heftigen Schmerzsituation und oben beschriebenen Mechanismen auch eine Störung der Darmflora eine mögliche Ursache für eine Hufrehe sein.

Medikamente als Auslöser

Auch bei Medikamenten muss man ein Auge auf eine mögliche Hufrehegefahr haben. Besonders bei Mitteln, die Kortison enthalten, aber auch einige Schmerzmittel, die in der akuten Phase der Rehe eingesetzt werden. Man sollte immer alle Möglichkeiten mit dem Tierarzt durchsprechen und schauen, dass der Einsatz möglichst kurzweilig gehalten wird. 

Nachgeburtsverhaltung bei Stuten

Ein weiterer Auslöser kann ein nicht optimalen Geburtsverlauf darstellen. Die Geburtsrehe entsteht dadurch, dass die Gebärmutterschleimhaut gereizt oder eine Nachgeburtsverhaltung eintritt. Letztere ist der Fall, sobald die Nachgeburt nicht vollständig nach einer Stunde nach der Geburt ausgeschieden wurde. Es ist wichtig die Nachgeburt auszubreiten und auf Vollständigkeit zu kontrollieren. Selbst minimale Reste können zu einer bakteriellen Entzündung führen, die sich auf die Hufbeinwandlederhaut auswirken und somit zu einer Rehe führen kann. Je länger man wartet, oder versucht mechanisch den Rest herauszuholen, anstatt den Tierarzt zu informieren und therapeutisch einzuwirken, desto höher ist die Gefahr einer Rehe. Nachgeburtsverhalten tritt bei bis zu 10% aller Stuten auf und sollte unbedingt kritisch betrachtet werden. 

Unphysiologische Hufform - Wie kann das Einfluss nehmen?

Die Hufform selbst spielt bei all diesen Ursachen eine prädisponierende Rolle. Der Hufbeinträger ist schon allein durch unphysiologische/ ungesunde Hufformen einer erhöhten Belastung ausgesetzt und dadurch anfälliger für eine Schädigung, wie es bei einer Rehe der Fall ist. Verformungen der Hufkapsel, wobei Hebel entstehen, die quasi wortwörtlich die Hornwände vom Hufbein weghebeln, sind ein Grund. Dabei werden die Lederhautblättchen gequetscht, die Durchblutung dieser verringert und der Zusammenhalt geschwächt. Werden diese Hufe dann noch stark auf hartem Boden genutzt, kann es schon ohne Zutun weiterer Faktoren zu einer Belastungsrehe kommen.

Egal wie es nun zu einem Hufreheschub gekommen ist, es ist sofort ein Tierarzt zu rufen und schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen. Diese ersten Maßnahmen sind unabhängig von der eigentlichen Ursache. 

Welche Sofortmaßnahmen ihr ergreifen solltet und wie es weiter gehen kann, lest ihr im nächsten Beitrag unserer Serie zum Thema Hufrehe.

 

„Diagnose Hufrehe“, Konstanze Rasch 2019
Insulin Resistance in Horses, N. Frank, 2006
Forensische Aspekte bei der Hufrehe des Pferdes, J. Damm, 2017
Studies of the Histopathology of Acute Laminitis, N. Obel,1948
Die Hufrehe-Abhandlung von Jochen Biernat

 

Haltungsformen mit Bewegungsanreizen für Pferde

Neben der täglichen Bewegung in Verbindung mit dem Menschen sollte man sich die Form der Haltung genauer anschauen. Immerhin verbringt das Pferd den weitaus größten Anteil des Tages damit, in der Box, auf dem Paddock, auf der Weide oder in einem Offenstall zu stehen. Genau an der Stelle befindet sich auch schon der Haken…

In welchen Gräsern steckt viel Fruktan?

Um zu bestimmen, ob eine Weide ein hohes Fruktanrisiko besitzt, ist neben der Kenntniss über die Düngung, das Vegetationsstadium, die Nutzungsintensität und das Wetter, auch die Gräserzusammensetzung zu beachten.
Grünland besteht aus drei verschiedenen Überkategorien von Bewuchs: Gräser mit einem Anteil von 70-80%, Kleeartige mit 10-15% und Kräuter auch mit 10-15%. Hier soll es um den Hauptbestand, die Gräser gehen und deren Fruktangehalte.

Weißt du was Fruktan ist?

Fruktane kommen nicht in jeder Pflanzenart vor und so entwickelte sich die Einteilung der Gräser in drei Gruppen.

  1. Fruktan speichernde „nördliche Typen“ in kühleren klimatischen Bereichen, z.B. gemäßigte Zone
  2. Stärke speichernde „südliche Typen“ in überwiegend wärmeren klimatischen Zonen
  3. Intermediäre Gruppe, die sowohl Stärke als auch Fruktan speichern kann

Auf europäischen Pferdeweiden variiert der Fruktangehalt erheblich. Es gibt Gräser, die grundsätzlich höhere oder niedrigere Fruktangehalte aufweisen.  Zu den Gräsern mit sehr hoher Konzentration zählen die Rye-Gräser, bei uns bekannt als Deutsches oder Welsches Weidelgras. Dagegen speichern andere Vertreter, wie Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz und Wiesenlieschgras, bedeutend weniger Fruktan.

Neben den verschiedenen Gräserarten gibt es auch unterschiedliche Sorten, die sich im Fruktangehalt unterscheiden.

Eher hoher Fruktangehalt

Eher geringer Fruktangehalt

Die häufigsten Gräser im Portrait:

Deutsches Weidelgras, auch Englisches Raygras (Lolium perenne)
Verbiss und -trittfestes andauerndes Untergras mit hoher Konkurrenzkraft vor allem in frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Gut geeignet bei entsprechender Düngung für gute Leistung bei hoher Schnittanzahl oder starker Beweidung. 
Blütenstand: Unbegrannte Ähre  mit kleinen Ährchen
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt 
Es gibt verschiedene früh-, mittel- und spätblühende Arten mit unterschiedlich hohen Fruktanspeichern. Generell ist der Fruktangehalt in diesen Gräsern aber höher als in anderen Gräsern.

T. Kebert, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Welsches Weidelgras, auch Italienisches Raygras (Lolium multiflorum)
Nicht für Dauergrünland geeignetes (1-2 jähriges) Obergras. Bei entsprechender Düngung gut zur Schnittnutzung geeignet. Wächst gut auf frischen bis mäßig feuchten mittelschweren Böden.
Blüte: Begrannte Ähre mit Ährchen.
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt
Auch hier gibt es verschiedene Sorten, aber der Fruktangehalt ist generell höher als bei anderen Gräsern. 

Kristian Peters, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Wiesenschwingel (Festuca pratensis)
Sehr winterhartes, horstbildendes Obergras mit hohem Blattanteil. Gutes Nachwuchsvermögen, geeignet für mittlere Nutzungs- und Düngungsintensität und bedingt weidefest. Häufig zusammen mit dem Wiesenfuchsschwanz auf frischen feuchten Wiesen anzutreffen.
Blüte: Doppelte Traube mit unbegrannten Ährchen
Blätter: Blattunterseite glänzend, Einschnürung im oberen Blattdrittel.
Besitzt eher eine niedrigere Fruktanspeicherung als andere Gräser. 

Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis
Sehr früh austreibendes winterhartes aber wenig weidefestes ausdauerndes Obergras. Wächst gerne auf frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Bei entsprechender Düngung Höchsterträge und 4 Schnitte möglich.
Blüte: Scheinähre, seidig glänzend, früh blühend mit Ährchen mit kleiner Granne, Blüte ist abstreifbar
Blätter: Gerieft, in der Mitte Streifen ohne Riefen; das oberste Blatt weist meist schräg nach oben; am Blattrand befinden sich kleine Zähnchen
Sehr geringe Fruktaneinlagerungen.

Wiesenlieschgras, auch Timotheegras (Phleum pratense)
Horstartig wachsendes spätes Obergras, welches besonders winterhart und vielschnittverträglich ist. Bevorzugt auf frischen bis feuchten bindigen Böden, ist dürreempfindlich, verträgt aber Überschwemmungen.
Blüte: dichte zylindrische Scheinähre, spät blühend mit Ährchen in Stiefelknechtform 
Blätter: Bläulich-blaugrüne Farbe, Unterseite matt 
Trotz des hohen Futterwertes, enthält das Lieschgras nur geringe Mengen Fruktan

Wiesenrispe (Poa pratensis
Wichtiges Untergras, welches mit seinen unterirdischen Ausläufern eine dichte Grasnarbe bildet. Ausdauernd, winterhart, besonders für trockene Lagen wichtiges Mäh- und Weidegras. Wird leicht verdrängt durch konkurrenzstarke Arten und auf nassen verdichteten Flächen von der Gemeinen Rispe ersetzt.
Blüte: Echte Rispe, meist 5 ungleiche Äste pro Ansatz mit kleinen unbegrannten Ährchen
Blätter: Dunkelgrün, kahnförmig zugespitzt, Skispur in der Mitte, Unterseite stark glänzend. Die Wiesenrispe enthält nur eine geringe Menge an Fruktan.

Rotschwingel (Festuca rubra
Anspruchsloses Untergras für nährstoffärmere Standorte und extensiver Nutzung. Sehr winterhart, verträgt raues Klima, Trockenheit, saure Böden und wirkt auch narbenbildend. Es sind zwei Unterarten bedeutend. Eine ausläufertreibende und eine horstbildende Art. 
Der Rotschwingel hat einen niedrigen Futterwert, aber auch einen geringen Fruktananteil im Vergleich zu anderen Gräsern.

Knaulgras (Dactylis glomerata
Stark horstbildendes ausdauerndes Obergras für ein intensives Nutzungs- und Düngungsniveau. Gut weideverträglich mit großem Nachwuchs. Sehr hoher Futterwert bei frühzeitiger Nutzung, treibt früh aus und verholzt dann schnell und kriegt harte Stängel. 
Blüte: Echte Rispe mit einem Ast pro Ansatzstelle, Ährchen sind grannenspitzig und bilden „Knäuel“
Blätter: Ungerieft, hellgrün mit kräftigen flachgedrückten Blatttrieben
Bei späterer Nutzung stellt das Knaulgras die perfekte Grasart für leichtfuttrige Pferde da und weist einen sehr geringen Fruktangehalt auf. 

Kammgras (Cynosurus cristatus
Völlig weidefestes Untergras, dass kleine blattarme Horste bildet. Die Blätter werden gern gefressen, die Stängel sind meist zu zäh. Wächst gerne in frischen bis feuchten Wiesen und Weiden, besonders im Gebirgs- und Seeklima. 
Blüte: Scheinähre, Spindel seitlich unverdeckt, kammartig abstehende Ährchen
Blätter: deutlich gerieft, sehr kahl, kurz und spitzt allmählich nach oben hin zu 
Enthält wenig Speicherkohlenhydrate in Form von Fruktan. 

Narkolepsie – Schlafmangel bei Pferden

Gleich zu Beginn: Die meisten Pferde mit Schlafstörungen in menschlicher Haltung leiden unter generellem Schlafmangel, aufgrund von unpassender Haltung, Training und Ähnlichem.
Die echte neurologische Erkrankung “Narkolepsie mit Kataplexie“, tritt an sich äußerst selten auf.
Es werden zwei Formen von Narkolepsie beim Pferd unterschieden:

Familiäre Narkolepsie

Pferde, die von der familiären Form betroffen sind, erleiden schon im Fohlenalter von ein paar Wochen die ersten Symptome. Es wird vermutet, dass die familiäre Narkolepsie auf einen weitervererbbaren Gendefekt zurück geht. Aus diesem Grund sollten betroffene Pferde nicht zur Zucht eingesetzt werden.

Zu den typischen Symptomen gehören exzessive Tagesschläfrigkeit und teilweise oder totale kataplexische Anfälle. Zwischen den Anfällen sind die Pferde neurologisch unauffällig. Die Schläfrigkeit kann direkt vor einer Kataplexie oder unabhängig von dieser stattfinden.
Bei einem kataplexischen Anfall geht der Muskeltonus verloren, der Kopf senkt sich immer weiter ab und plötzlich knicken die Gliedmaßen ein. Oftmals können die Pferde sich noch auffangen, bevor sie ganz hinfallen. Im Fohlenalter ist die Verletzungsgefahr noch relativ gering, aber bei den erwachsenen Tieren kommt es, aufgrund ihres Gewichts und Größe, häufig zu aufgeschlagenen Karpal- und Fesselgelenken. Auch Verletzungen am Kopf und Rücken kommen vor.
Die Frequenz, Intensität und Dauer der Anfälle sind individuell und können von einmal im Monat bis über 10 Mal pro Tag stattfinden.
Gerade bei Fohlen kommen die Kataplexieanfälle in Verbindung mit positiven Emotionen vor. Oftmals schon beim Rausführen aus dem Stall, Bürsten oder auch beim Saugen am Euter der Mutter. Auch Stress und neue aufregende Situationen können einen Auslöser darstellen.

Adult-onset Narkolepsie

Bei dieser Form treten die ersten Symptome erst ab einem Alter von zwei Jahren im Laufe des Lebens auf. Je älter das Pferd wird, desto heftiger prägen sich die Symptome in den meisten Fällen aus.
Weshalb diese Erkrankung auftritt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird ein fragmentierter REM-Schlaf (Schlafphase ohne die keine wirkliche Erholung stattfinden kann), aufgrund von einer abnormen Neurotransmitterverteilung im Gehirn vermutet. Diese Neurotransmitter sind für den Schlaf-Wachzyklus verantwortlich, welcher durch die Imbalance stark gestört ist.
Narkolepsie ist also an sich nicht lebensbedrohlich, kann aber zu mehr oder weniger starken Verletzungen führen und die Leistungsfähigkeit einschränken.

Diagnose

Diagnostiziert wird Narkolepsie, welcher Form auch immer, mit Hilfe von Beobachtungen, klinischen Untersuchungen und Provokationstests. Dabei werden Videoaufnahmen zur Überwachung des Schlafverhaltens und möglicher kataplexischer Anfälle angefertigt. Die Provokationstests sind dafür da, um kataplexische Anfälle bewusst auszulösen. Dieses Auslösen ist mit entscheidend für die Diagnose, aber die benutzten Substanzen können starke Nebenwirkungen verursachen und sind mit Vorsicht einzusetzen.
Auch unerlässlich ist eine Differenzialdiagnose, welche alle anderen Krankheiten oder Syndrome ausschließt, die auch zu einem kataplexischen Zusammenbruch führen können. Dazu zählt als erstes der REM-Schlafmangel, bei dem sich die Pferde einfach generell zu wenig hinlegen, um wirklich erholsam schlafen zu können. Aber auch kardiovaskuläre, respiratorische und neurologische Erkrankungen oder eine Imbalance im Elektrolythaushalt können die eigentliche Ursache sein. Dazu gehören Hypoperfusion des Gehirns, systemische Hypertonie, Epilepsie, Koma, Schock, Hypoglykämien, Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, Botulismus oder Myasthenie.

Therapie

Sind per Differenzialdiagnose alle anderen anfallauslösenden Erkrankungen ausgeschlossen worden, kann die Therapie gegen Narkolepsie angefangen werden.
Bei der familiären Form sind die Therapieverfahren wenig hilfreich, die Symptome nehmen aber oftmals über die Zeit in Stärke, Dauer und Frequenz von alleine ab. Bei einigen gerittenen Pferden wurde beobachtet, dass weniger Symptome auftreten, je regelmäßiger die Pferde körperlich gearbeitet wurden.
Die adulte Narkolepsie wird mit einem Antidepressivum behandelt. Es soll die Kataplexien kontrollieren, birgt aber auch Nebenwirkungen, wie Muskelzittern, Geräuschhypersensibilität, Tachykardie und Hämolyse. Dazu kommt, dass die Wirkung sich meist eher in der verringerten Schläfrigkeit widerspiegelt, während die kataplexischen Anfälle teilweise unverändert bleiben. 
Da die Narkolepsiefälle sehr selten sind, ist leider auch noch nicht viel in dem Bereich erforscht und die Therapiemaßnahmen über Medikamente fragwürdig. Dies gilt bezüglich ihrer Wirkung auf die tatsächlichen Symptome, als auch die Nebenwirkungen.
Vorbeugend vor Verletzungen durch die Zusammenbrüche, ist es ratsam den betroffenen Pferden spezielle schützende Gamaschen anzulegen und die Umgebung mit weichem Untergrund auszustatten. Generell sollte natürlich in jeder Haltung darauf geachtet werden, dass jedes Pferd ungestresst im Liegen zur Ruhe kommen kann.

Quellen:

Fuchs, Christine (2017) „Narkolepsie oder REM-Schlafmangel? 24-Stunden-Überwachung und polysomnographosche Messungen bei adulten „narkoleptischen“ Pferden“

Kalus, Magdalena Maria-Christina Nadine Luise Barbara (2014)  „Schlafverhalten und Physiologie des Schlafes beim Pferd auf der Basis polysomnografischer Untersuchungen“

Bäume und Büsche als Pferdefutter?

Wozu sollte man sie anbieten?

In erster Linie sind Bäume und Büsche, zusammenfassend „Gehölz“, wunderbar dazu geeignet, eine lange Futteraufnahmedauer, schnelle Sättigung und gleichzeitig wenig Energieaufnahme zu realisieren. Sie sind also besonders sinnvoll bei der Fütterung von Pferden, die rationiert ihr Raufutter bekommen und alles auf eine möglichst lange Fressdauer abzielt. Durch die harte Struktur kauen Pferde ungefähr drei Mal länger an einem Kilo Holz als an einem Kilo Heu. Auch die Kaugeschwindigkeit wird verringert und der Speichelfluss enorm angeregt. Dadurch, dass die aufgenommenen Fasern ein sehr hohes Quellpotential haben, kann mit wenig Aufnahme ein voluminöser Futterbrei im Darm entstehen und für eine schnellere Sättigung sorgen. Daher kann bei einer rationierten Fütterung ein Anteil Holz mit eingerechnet werden, der wenig Energie beiträgt, dafür aber Beschäftigung, Kauschläge und Sättigung.

Den Hauptbestandteil macht Cellulose aus, welche im Dickdarm die gesunde Darmflora ernährt und dadurch etwas Energie produziert wird. Ein weiterer Bestandteil ist Lignin, welches im Verdacht steht, unverdaulich zu sein. Das stimmt so jedoch nicht. Pferde können bis zu 20% verdauen, Esel und Maultiere sogar noch mehr. Aus diesem Grund können Esel/Maultiere auch einen Gehölzanteil von einem Drittel der Ration sehr gut vertragen. Bei Pferden ist eine Obergrenze von maximal 2-4g/kg Körpermasse zu empfehlen. Das ist die gängige Menge, die Pferde noch aufnehmen, wenn sie bereits eine ein Drittel Stroh und zwei Drittel Heu Ration zur Verfügung haben. Man sollte seine Pferde trotzdem immer gut beobachten, denn in Ausnahmefällen wie bei sehr gestörtem Essverhalten kann es zu extremen Aufnahmemengen kommen. Natürlich sollte Holz auch niemals als alleiniges Futtermittel zur Verfügung stehen! Es ist theoretisch möglich, ein Pferd rein über Bäume und Büsche mit allem zu versorgen, ABER das ist keines Falls gesund!!

Normalerweise fressen Pferde auch nur die äußeren Schichten bei größeren Ästen. Das Kernholz in der Mitte eines Stammes (So auch im meisten Brennholz: NICHT geeignet!) ist giftig und wird auch eigentlich gar nicht angerührt

Welche Gehölze sind geeignet?

Weide, Birke, Ulme, Linde, Obstbäume (ohne Früchte), Erle, Hainbuche, Haselnuss, Rotdorn, Weißdorn, Esche, Sanddorn, Pappel, Schlehe, Wildbirne, Johannisbeere, Stachelbeere, Rosengewächse (Außer Christ- und Pfingstrose!), Felsenbirne, Apfelbeere, Hartriegel, Roseneibisch, Kirschen.

Welche Gehölze sind giftig?

Esskastanien, Forsythie, Perückenstrauch, Walnuss, Holunder, Sommerflieder und Bergahorn.
Nadelgehölze sind wegen ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen schon in kleineren Mengen gut zu bedenken und können für empfindliche Pferde Probleme bereiten.
Natürlich sind auch die typischen Giftpflanzen wie Lebensbaum, Eibe, Buxbaum und Co. nicht zu verfüttern. Sieh dir hier unseren Beitrag zu Giftpflanzen an.

Besonderheiten:
Eichen, Buchen und Obstbäume während der Fallzeit der Früchte am besten absperren, da man nie wissen kann, wie viel die Pferde tatsächlich davon aufnehmen.

Sind Gehölze also sinnvoll für alle Pferde?

Wie schon gesagt, ist Gehölz besonders zur Fütterung von zu dicken Pferden geeignet. Generell hat es einen positiven Effekt auf alle gesunden Pferde. Alte und dünne Pferde brauchen energiereicheres Futter und nicht unbedingt einen Sattmacher, um aufzubauen, deshalb sollte Gehölz keinen Teil der regulären Ration darstellen. Pferde mit Zahnproblemen können das Holz nicht vernünftig kauen und es kann zu Verstopfungen in der Speiseröhre, Magen und Darm Trakt kommen, weshalb es für diese ebenfalls nicht geeignet ist. Nadelgehölze sind wie schon erwähnt aufgrund ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen gerade für magenempfindliche-, kranke- oder vorerkrankte- sowie tragende Pferde nicht zu empfehlen. Dann lieber keine Gehölze oder einfach eine geeignete Art.

Weihnachtsbäume: Futter oder nicht?

Die meisten billigen Weihnachtsbäume werden extrem gespritzt und wachsen auf großen Monokulturplantagen. Sie sind also absolut nicht für Pferde geeignet. Biobäume, bei denen auch noch mal ein Insekt auffindbar ist, sind eher geeignet, aufgrund der vielen ätherischen Öle aber nur in geringen Mengen.
Empfehlung: Ein Weihnachtstannenbaum auf mindestens zehn Pferde in der Nachweihnachtszeit und nicht jeden Tag oder jede Woche einen Neuen. Natürlich sollte drauf geachtet werden, dass jeglicher Schmuck entfernt wurde.

Beschaffung

Man kann ganz einfach selbst Äste schneiden und den Pferden in den Auslauf legen. Dabei muss man jedoch auf ein paar Dinge achten. Im besten Fall hat man ein eigenes Grundstück, auf dem entsprechende Bäume wachsen oder direkt am Stall. In Stadtnähe lohnt es sich beim Schrebergartenverein nachzufragen, diese wollen ihren Grünschnitt auch gerne mal loswerden. Nur aufpassen, dass nichts Giftiges dabei ist!
Das Schneiden von Ästen irgendwo im Wald oder am Wegesrand ist allerdings verboten! Dafür sollte man Rücksprache mit dem Bürgermeister oder dem Förster halten

Bäume im Auslauf

Geeignete Bäume direkt am Stall zu haben, ist wahrscheinliche die praktischste Variante. Selbst Bäume anpflanzen, um sie später nutzen zu können, ist ebenfalls eine Idee und zusätzlich eine wertvolle Tat für die Umwelt.
Je mehr verschiedener Bewuchs auf den Pferdeausläufen, desto höher ist die vorhandene Artenvielfalt, welche sich auch auf die Gesundheit der Pferde auswirken kann. Bäume und Büsche bieten dazu einen natürlichen Witterungs- und Sichtschutz. Sind es dazu noch Nutzpflanzen, können sie sogar von den Besitzern abgeerntet werden. Bäume und Sträucher im Auslauf und rings um den Stall haben also viele Vorteile. 

Quellen:

Was blüht denn da?, Kosmos Verlag
www.offenstallkonzepte.com
Pferdehaltung und Permakultur, Dr Tanja Romanazzi
Purzel speckt ab, Constanze Röhm
Rahmann G (2004) Gehölzfutter – eine neue Quelle für die ökologische Tierernährung. Landbauforsch Völkenrode SH 272:29-42

Fressbremsen

Weidegang für alle?

Alle Pferde der Herde zusammen auf einer großen Weide, am besten 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Ein romantisches Bild, aber leider nicht das beste für jedes Pferd. Leichtfuttrigen Pferden oder Pferden mit Stoffwechselerkrankungen bekommt eine ganztägige Weidehaltung meistens nicht gut.
Neben mehr Bewegung, weniger Krippenfutter und Verkürzung der Weidezeit gibt es noch eine weitere Möglichkeit, das Pferd mit auf die Koppel zu lassen, obwohl es abnehmen oder einfach nicht so viel Zucker wie Fruktane aufnehmen sollte:
Die Fressbremse.

Ein Korb mit mehr oder weniger großen Schlitzen wird ans Stallhalfter geschnallt, sodass das Pferd durch die Schlitze bei gleicher Weidezeit weniger Grasaufnahme hat. Es gibt verschiedene Varianten dieser Körbe und somit ist für jede Situation und Kopfform etwas dabei. Aber dazu später mehr. Erstmal wollen wir uns mit den Vor- und Nachteilen dieser Fressbremsen beschäftigen.

Wie der Name schon sagt, soll sie vor allem das Fressen bremsen. Dadurch, dass die Aufnahme pro Zeiteinheit verringert wird, können Pferde, die sonst nur einen Teil des Tages mit auf die Weide dürfen, länger die Herde und Weide genießen.

Vorteile einer Fressbremse

Leider hat eine Fressbremse auch gravierende Nachteile. Man muss immer bedenken, dass jedes Pferd anders mit der Situation umgeht und die Frustrationsgrenzen unterschiedlich schnell erreicht sein können. Manche Pferde kommen auch schlicht gar nicht mit einem Fresskorb klar und stehen dann den ganzen Tag abseits und fressen überhaupt nichts mehr.

Nachteile einer Fressbremse

Die Kontra-Liste ist hier leider ganz schön lang und man sollte ihr unbedingt ausreichend Beachtung schenken, denn viele Punkte haben nur dann negative Auswirkungen, wenn das Management nicht stimmt, oder es handelt sich um einen Ausnahmefall.

Daher folgen ein paar wichtige Tipps: Die Tränke sollte groß genug sein, dass die Pferde mit Fressbremse auch Wasser trinken können, die Zäune sollten so wenig Gefahren wie möglich bergen, um nicht irgendwo hängen bleiben zu können, der Fresskorb sollte genau angepasst sein, das Pferd langsam dran gewöhnt werden und ganz wichtig: Die Fressbremse gehört nicht 24/7 an den Pferdekopf!

Es gibt allerdings Pferde, die sich einfach nicht mit einer Fressbremse arrangieren können und dies in ihrem Verhalten widerspiegeln. In diesem Fall sollte nach einer anderen Lösung gesucht werden. 

Generell sollte die Fressbremse keine Dauerlösung darstellen. Viel schöner wäre es, die betroffenen Pferde in eine andere Herde mit gleichen Bedürfnissen zu stellen. Die Weidezeit einfach zu verkürzen und den Rest der Zeit ein Heu-Stroh-Gemisch zu füttern, wäre auch eine Möglichkeit. Manchmal reicht auch schon ein anderes Weidemanagement (hochgewachsene Bestände) oder viel mehr Bewegung aus, um leichtfuttrige Pferde im Gewicht zu halten. Bei Stoffwechsel- oder Magen-Darm-Erkrankungen sollte aber noch kritischer überlegt werden, wie die Weidezeit optimal gestaltet werden kann.

Ist die Entscheidung gefallen, für diese Weidesaison eine Fressbremse zu nutzen, muss “nur noch“ überlegt werden, welche für das Pferd am geeignetsten ist. Generell ist eine Fressbremse zu wählen, die so offen wie möglich ist, dabei aber trotzdem noch wirkt und natürlich die passende Größe hat. Auch wenn die Bremse nicht 24 Stunden drauf sein sollte, sondern maximal 10 Stunden, ist es ratsam, auf Scheuerstellen zu achten und gegebenenfalls mit Polsterschutz zu arbeiten.
Hier mal einige Fressbremsen und ihre Eigenschaften:

Greenguard

Ein mit Schlitzen versehener viereckiger Kunststoffkorb, der am Halfter zu befestigen ist.

AS-Fressregulator

Kunststoffplatte mit Schlitzen, eingefasst in Leder mit vielen Belüftungsschlitzen und Aussparungen an den Nüstern. Ein Halfter ist bereits integriert. 

Easygrazer

Sehr offener Fresskorb aus Biothane mit Neoprenpolster.

BUSSE Fressbremse Plain

Korb aus strapazierfähigem Gurtband, mit integriertem Halfter

PFIFF Fressbremse

Fresskorb aus weicher Kunstfaser mit integriertem Halfter und gummiartigen Bodenplatte.

Grasstop

Die Bodenplatte bildet ein Aluminiumgitter, daran ist der Nylonkorb befestigt. Der Grasstop muss am eigenen Halfter angebracht werden. 

Ist die Entscheidung für eine Fressbremse gefallen, muss sie korrekt angepasst und das Pferd daran gewöhnt werden. Die Fresskorbhersteller geben zu ihren Produkten entsprechende Maße an, um die richtige Größe auszuwählen. Am Pferd kann man dann die Riemenlängen entsprechend verstellen und an den Kopf genau anpassen. Die Backenstücke sollten nicht ans Auge gelangen, der Nasenriemen oder die Oberkante des Korbes selber muss mindestens zwei Finger Abstand zum Kopf haben und die Bodenplatte sollte zwei bis drei Zentimeter vom Maul entfernt sein. So haben die Lippen nicht ständigen Kontakt zur Platte, wenn das Pferd eine Fresspause macht. Es sollte kein Riemen zu locker oder zu stramm sitzen. Bei manchen Fressbremsen gibt es außerdem einen Sicherheitsriemen, der vom Nasenrücken über die Stirn zum Nackenriemen geführt wird und verhindert, dass das Pferd den Korb abstreifen kann. Mit diesem Riemen kann man die gesamte Fressbremse auch bei Ausbruchskünstlern locker verschnallt lassen. Sitzt die Bremse perfekt am Kopf, muss individuell beobachtet werden, wie das Pferd sich mit dem Korb verhält. Jedes Pferd wird anfangs versuchen, den Fresskorb loszuwerden und muss erst mal etwas üben, um auch Gras durch die Schlitze zu fressen. Am besten lässt man das Pferd zu Beginn nur wenige Minuten mit der Fressbremse raus und steigert nach und nach die Zeit. Es sollte dabei stets beobachtet werden, ob das Pferd nicht vielleicht doch seine Frustrationsgrenze erreicht hat und gar nicht mehr fressen mag.

Quellen:

  • NEWC Grazing Muzzle Guidance
  • Natural Horse 2/2017 „Fressbremsen für Pferde“ Christina Fritz
  • AS – Das Pferd im Blick
  • EasyGrazer – Der Weidemaulkorb

Weidezeit beschränken- Sinn oder Unsinn?

Weidehaltung perfekt für jedes Pferd?

Einige Pferde haben das große Glück, über die Sommermonate den ganzen Tag lang auf einer großen Weide und in einer Herde leben zu können. Im besten Fall mit Hecken, Bäumen oder einem geräumigen Unterstand zum Unterstellen bei Regen oder praller Sonne, mit einer guten Gräserzusammensetzung, ein paar Hügeln, einer pferdegerechten Tränke und vielleicht noch ein paar Ecken mit anderen Untergründen. 

Leider sind diese Anforderungen selten so perfekt gegeben und einige Pferdetypen kommen mit dieser Haltung einfach nicht zurecht. Die Gräser, die auf einer Weide heutzutage noch am meisten wachsen, sind durch die Landwirtschaft der vergangenen Jahrzehnte immer noch für die Rinderhaltung gedacht. Viel Energie in Form von leichtverdaulichen Kohlenhydraten bringt eine gute Wachstums- oder Milchleistung der Rinder. 

Alles schön und gut, aber Pferde brauchen eine rohfaser-, eiweiß- und mineralstoffreiche, aber zucker- und energiearme Gräser- und Kräuterzusammensetzung, um sich davon gesund ernähren zu können. 
Gerade leichtfuttrigen, übergewichtigen oder auch stoffwechselerkrankten Pferden tun diese Hochleistungswiesen nicht gut. 

Gar keine Weide für empfindliche Pferde?

Um auch bei unpassenden Gräserbeständen diesen empfindlichen Pferden eine Zeit zusammen mit der Herde zu ermöglichen, gibt es nun einige Ansätze.

Dazu einmal die Vor- und Nachteile vom begrenzten zum uneingeschränkten oder auch Weidegang mit Fressbremse

Hufrehe

Kürzere Fressdauer gleich weniger Grasaufnahme?

Das Pferd kann sich also grundsätzlich mit seinen Herdenmitgliedern normal und natürlich verhalten, aber tut es das auch? 

Pferde haben schnell verstanden, dass sie nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung haben, um bei ihrem Weidegang möglichst viel Gras aufzunehmen. In einer Studie aus Amerika wurden folgende Zahlen ermittelt. Bei einer 24/7 Weidehaltung fressen die Pferde ca. 0,35 kg Trockenmasse pro Stunde, das heißt sie dösen, schlafen, spielen und kraulen sich zwischendurch und knabbern mal hier und mal da am Gras.

Verkürzt man die Zeit nun auf neun Stunden, so fressen die Pferde ungefähr 0,6 kg TM pro Stunde. Sie fressen mehr an einer Stelle, kauen weniger und rupfen etwas hastiger einen Halm nach dem anderen ab. Fellpflege und sonstiges Verhalten bekommt etwas weniger Aufmerksamkeit. 

 

Darf ein Pferd als nächstes nur drei Stunden auf die Koppel, nimmt es bis zu einem Kilogramm pro Stunde auf und kann sehr gestresst sein. Das Herdenleben steht dabei im Hintergrund und viel bewegen wird es sich in der kurzen Zeit auch nicht unbedingt.

Natürliche Fressperioden

Bei freiem Zugang zu Grundfutter und ohne Hungerstoffwechselerkrankungen, fressen Pferde normalerweise um die 14 Stunden pro Tag und zwar in Etappen. Diese Fressperioden sind individuell für jedes Pferd und liegen ungefähr zwischen 30 und 120 Minuten. Dann hört es auf zu Fressen und widmet sich Ruhepausen oder dem Spiel mit Artgenossen und Ähnlichem. 

Wird die Aufnahmezeit nun verkürzt, dann verändert sich meistens auch der Fressrhythmus und es gibt weniger Pausen.

Im Allgemeinen stimmt es also, dass ein Pferd in weniger Stunden nicht so viel Gras aufnimmt, wie in 24 Stunden Weidezeit pro Tag. Aber die meisten sind dabei gestresster und stopfen mehr Menge pro Stunde in sich hinein. Dadurch ist die tatsächlich aufgenommene Grasmenge letztendlich doch wieder größer als man denkt und kann zu einem Energieüberschuss in der Ration führen. 

Auch Probleme im Dickdarm können dadurch ausgelöst und Erkrankungen, wie Hufrehe, begünstigt werden. Das sollte beim Weidemanagement immer im Hinterkopf behalten werden.

Ist der Gräserbestand sehr gut an die Bedürfnisse der Pferde angepasst, hochgewachsen und überständig, dann ist dem Risiko schon etwas entgegengewirkt. Es gibt allerdings Zeiten und Wetterzustände, an denen die Zuckerwerte in Form von Fruktan (Erfahre mehr über Fruktan) sehr hoch sind. Diese Zeiten sollten bei beschränktem Weidegang berücksichtigt werden. 

 


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Bei Pferden, die abspecken sollen, vor erkrankt sind oder die empfindlich auf die Zuckermengen reagieren könnten, sollte genau überlegt werden, ob der Weidegang wirklich notwendig ist. Während des Abspeckens, bei Behandlung einer Stoffwechselerkrankung oder auch für immer, ist eine Laufhaltung in einer Gruppe mit Pferden, die die gleichen Bedürfnisse haben und sehr wenig Gras von überständigen Portionsweiden oder auch nur Heu, Stroh und Äste als Grundfutter zur Verfügung haben, eine gute Alternative. So können die Pferde auch ohne Weidegang ein gesundes entspanntes Leben führen.

Natürlich ist auch bei der Heufütterung hinsichtlich empfindlicher Pferde einiges zu beachten. Das lest ihr dann im nächsten Blogpost.

Quellen: 

Effect of restricted pasture access on  pasture dry matter intake rate, dietary energy intake and fecal pH in horses, Emily C. Glunk MS, Shannon E. Pratt-Phillips PhD, Paul D. Siciliano PhD in Journal of Equine Veterinary Science, 2012

HippoWissen Fütterungswebinar: Anweiden-Kolik-Muskelerhalt, 2020

 

 

Was passiert im Huf bei Hufrehe?

Wie ist der Huf aufgebaut?

Das Hufbein ist über den Hufbeinträger mit der Hornkapsel fest verbunden. Der Hufbeinträger setzt sich wie ein Reißverschluss aus Hornblättchen und Hufbeinwandlederhautzotten zusammen. Das ganze Gewicht des Pferdes „hängt“ also sozusagen in der Hornkapsel, verbunden über den Hufbeinträger.

Was passiert im Huf bei einer Hufrehe?

Bei einer Hufrehe kommt es, durch in der Gänze noch ungeklärte Stoffwechselmechanismen, zu einer Entzündung und Minderdurchblutung der Wandlederhaut. Dadurch löst sich die starke Verbindung des Hufbeinträgers. Dieser Prozess ist extrem schmerzhaft und kann zu einer Hufbeinabsenkung und auch Rotation in schlimmeren Fällen führen. 


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Wann bei Hufrehe den Tierarzt rufen?

Wann sollte ich den Tierarzt rufen?

Bei jedem Anzeichen einer Rehe ist sofort der Tierarzt zu verständigen, denn am effektivsten sind Therapiemaßnahmen, wenn sie sofort unternommen werden. Meistens wird eine Rehe erst erkannt, wenn sie schon in der akuten Phase steckt. Es gibt aber noch eine Phase vorher, die Initialphase, in der schon entzündliche Prozesse ablaufen, das Pferd aber noch keine Schmerzen zeigt. Manchmal zeigen sie wenigstens schon eine Empfindlichkeit auf die Abdrückzange. Eine Hufrehe ist ein Notfall sollte auch so behandelt werden! 

Bei welchen Symptomen sollte ich den Tierarzt rufen?

Wie du die Symptome einer Hufrehe erkennen kannst erfährt du in diesem Beitrag.

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Hufrehe erkennen

Wie erkenne ich eine Hufrehe?

Da Hufrehe meist an den Vorderhufen auftritt, versuchen die Pferde vermehrt Last auf die Hinterhand zu bringen und den Zehenbereich der Vorderhufe zu entlasten.

Es gibt aber auch Fälle, in denen nur die Hinterhand betroffen ist. In dieser Situation versucht das Pferd vermehrt die Vorderhand zu belasten, indem es diese weiter nach hinten in Richtung unter den Bauch stellt.

  • Die betroffenen Pferde gehen oft lahm. Dies kann je nach Schweregrad ein staksiger Gang sein oder das Pferd legt sich hin und mag gar nicht mehr aufstehen.
  • Die betroffenen Hufe sind fühlbar erwärmt und lassen eine deutliche Pulsation der Zehenarterie spüren.
  • Schon weit zu Anfang reagiert das Pferd auch schmerzhaft auf das Abdrücken mit einer Zange am Huf. 
  • Je nach Schweregrad der Schmerzen wird auch das Allgemeinbefinden beeinträchtigt. Erhöhte PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur), Schweißausbrüche und Muskelzittern können Begleitsymptome sein. 

Die Ausprägung der Symptome können ein Hinweis auf die Schwere der Zusammenhangstrennung des Hufbeinträgers sein. In jedem Fall ist sofort der Tierarzt zu verständigen, denn am effektivsten sind Therapiemaßnahmen, wenn sie sofort unternommen werden.


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