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Ein Huf, der von Hufrehe gezeichnet ist

Hufrehe Teil 2

Was kann eine Hufrehe auslösen?

Die Auslöser einer Hufrehe sind vielfältig. Es ist wichtig, diese herauszufinden, um weitere Schübe zu verhindern. Leider sind die genauen Ursachen und Prozesse im Huf noch nicht gänzlich wissenschaftlich geklärt, was zu einer großen Unsicherheit bei  der nachfolgenden Therapie führt. 

Fettleibigkeit und Insulinresistenz führen zu Hufrehe

In der heutigen Zeit leben unsere Pferde meist im Überfluss an reichhaltigen Futter. Gleichzeitig haben sie oft nicht die Möglichkeit, die Energie aus dem Futter auch wirklich zu verbrauchen. Dadurch nehmen sie teilweise bis zur krankhaften Fettleibigkeit zu. Es wurde herausgefunden, dass Fettgewebe nicht nur als Energiedepot fungiert, sondern auch eine hormonelle Wirkung hat. So werden bei krankhafter Vergrößerung der Fettzellen einige Stoffwechselvorgänge durcheinandergebracht:
Das Leptin ist ein Hormon, welches das Sättigungsgefühl beeinflusst. Durch Fettdepots wird dieses zwar vermehrt ausgestoßen, aber die Wirkung ist gehemmt, weshalb das Hungergefühl ständig bestehen bleibt. Die Pferde haben also immer Appetit und fressen, wodurch wiederum eine weitere Verfettung gefördert wird. Ein Teufelskreis entsteht. 

Zytokine haben ebenfalls negative Auswirkungen

Ebenfalls vermehrt produziert werden die sogenannten Zytokine, welche entzündungsauslösend wirken und als direkte Auslöser für Hufrehe gelten.

Neben dieser direkten Auswirkung auf die Lederhaut, gibt es eine weitere Wirkung von Zytokinen. Sie setzen die Wirkung des Hormons Insulin herab. Insulin ist ein Botenstoff, der bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel den Zellen nach dem Fressen die Nachricht überbringt, dass Glucose aufgenommen werden soll. Ist der Blutzuckerspiegel unter einen bestimmten Wert gesunken, nimmt auch die Insulinproduktion wieder ab.
Wenn nun die Zytokine diese Wirkung von Insulin herabsetzen, dann muss eine viel größere Menge an Insulin produziert werden, um die gleiche Wirkung zu erreichen.
Es ist nachgewiesen, dass selbst bei gesunden, nicht übergewichtigen Pferden eine massiv erhöhte Insulingabe eine Hufrehe auslösen kann. Welcher Mechanismus dahinter steckt ist noch nicht genau erforscht. 

Neben der vermehrten Zytokinausschüttung kommt es gleichzeitig zu einer verminderten Adiponectinausschüttung. Adiponectin wirkt insulinempfindsam auf die Zellen, könnte also einer Insulinresistenz entgegenwirken. So wird das ganze Dilemma nur noch verstärkt. 

Neben der stoffwechselaktiven Fettmasse können auch andere Prozesse eine Insulinresistenz befördern, wie z.B. Stress. In akuten Stresssituationen wird Adrenalin ausgeschüttet. Adrenalin sorgt dafür, dass der Energiespeicher Glykogen schnell zu Glucose umgewandelt wird und genutzt werden kann. Glucose gelangt also plötzlich in großen Mengen in das Blut und löst eine hohe Insulinantwort aus.
Gibt es Probleme in der Herdenzusammenstellung oder erleidet das Pferd dauerhafte Schmerzen, dann kann es auch zu chronischem Stress kommen. Hierbei schüttet die Nebennierenrinde Glykokortikoide, wie Kortisol, vermehrt aus. Kortisol bzw. Kortison vermindert die Insulinsensitivität der Zellen, daraus kann sich auf Dauer eine Insulinresistenz entwickeln. Wird die Situation für das Pferd nicht stressfreier gestaltet, entwickelt sich ein chronischer Verlauf der Hufreheerkrankung.

Chronische Entzündungen wie Allergien (z.B. Sommerekzem) können auch zur Insulinresistenz führen. Grund dafür ist nicht ein dauerhafter Stress, aber der ständig erhöhte Histaminspiegel, der sich auf die Insulinsensitivität auswirkt.

Stoffwechselerkrankungen als Ursache

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS, siehe Beitrag) entsteht meistens auch durch Überversorgung mit Nährstoffen und zu wenig Bewegung. Dadurch entstehen Fettdepots, die gefährdende Stoffwechselwirkungen haben. Es führt unter anderem also zu weiterer Fetteinlagerung und Insulinresistenz.

Neben EMS kann auch PPID/Equine Cushing Syndrom (siehe Beitrag) prädisponierend für Rehe sein. Fettdepots entstehen dort nicht nur bei überfütterten Pferden, können aber auch zu Insulinresistenz und somit zur Rehe führen. Neben Insulinresistenz und anderen Stoffwechselprodukten aus krankhaftem Fettgewebe, gibt es noch weitere Mechanismen, die zu einer Hufrehe führen können.

Die falsche Fütterung kann fatal sein

Nicht nur das „dick füttern“ ist ein Fehler, sondern auch alle Fütterungspraktiken, die die gesunde Dickdarmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Allen voran die Überversorgung mit leichtverdaulichen Kohlenhydraten, wie sie u.A. in Getreide, fruktanreichem Gras und Obst vorkommen. Stärke und Zucker werden normalerweise im Dünndarm absorbiert und sollten nur in ganz geringen Mengen in den Dickdarm gelangen. Ob dies passiert, hängt von der Menge und der Verdaulichkeit ab. Wenn diese Kohlenhydrate nicht vollständig im Dünndarm aufgenommen werden können, gelangen größere Mengen in den Dickdarm. Dort werden sie rasch von den vorherrschenden Bakterien fermentiert. Bei der Fermentation entstehen kurzkettige Fettsäuren, die mit der Zeit über die Darmwand aufgenommen werden. Bis dahin erzeugen sie einen niedrigen pH-Wert im Dickdarm. Durch diese Übersäuerung sterben die Bakterien, die für den Abbau von strukturreichen Kohlenhydraten – wie sie in Gras und Heu hauptsächlich vorkommen – verantwortlich sind. Dabei werden Endotoxine frei und auch die stärkeabbauenden Bakterien geben Exotoxine ab. Diese Gifte gelangen über die, durch den niedrigeren pH-Wert vorgeschädigte Darmwand, in den Blutkreislauf und können an der Hufbeinwandlederhaut erheblichen Schaden anrichten. Gleicher Prozess in Extrem läuft ab, wenn Pferde nachts die Futterkammer plündern und in kürzester Zeit große Mengen an Kraftfutter aufnehmen.

Hufrehe durch Vergiftung?

Neben der Dickdarmfloraverschiebung (Dysbiose) kommt es hier auch schnell zur Vergiftung. Eine Vergiftung kann auch durch Giftpflanzen, wie Jakobs-Kreuzkraut, Eibe und Herbstzeitlose ausgelöst werden und Hufrehe ist eine häufige Folge. (siehe Artikel Giftpflanzen)

Ein Pferd beim Grasen

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Bei einer Kolik oder anderen Darmerkrankungen, kann neben der heftigen Schmerzsituation und oben beschriebenen Mechanismen auch eine Störung der Darmflora eine mögliche Ursache für eine Hufrehe sein.

Medikamente als Auslöser

Auch bei Medikamenten muss man ein Auge auf eine mögliche Hufrehegefahr haben. Besonders bei Mitteln, die Kortison enthalten, aber auch einige Schmerzmittel, die in der akuten Phase der Rehe eingesetzt werden. Man sollte immer alle Möglichkeiten mit dem Tierarzt durchsprechen und schauen, dass der Einsatz möglichst kurzweilig gehalten wird. 

Nachgeburtsverhaltung bei Stuten

Ein weiterer Auslöser kann ein nicht optimalen Geburtsverlauf darstellen. Die Geburtsrehe entsteht dadurch, dass die Gebärmutterschleimhaut gereizt oder eine Nachgeburtsverhaltung eintritt. Letztere ist der Fall, sobald die Nachgeburt nicht vollständig nach einer Stunde nach der Geburt ausgeschieden wurde. Es ist wichtig die Nachgeburt auszubreiten und auf Vollständigkeit zu kontrollieren. Selbst minimale Reste können zu einer bakteriellen Entzündung führen, die sich auf die Hufbeinwandlederhaut auswirken und somit zu einer Rehe führen kann. Je länger man wartet, oder versucht mechanisch den Rest herauszuholen, anstatt den Tierarzt zu informieren und therapeutisch einzuwirken, desto höher ist die Gefahr einer Rehe. Nachgeburtsverhalten tritt bei bis zu 10% aller Stuten auf und sollte unbedingt kritisch betrachtet werden. 

Unphysiologische Hufform - Wie kann das Einfluss nehmen?

Die Hufform selbst spielt bei all diesen Ursachen eine prädisponierende Rolle. Der Hufbeinträger ist schon allein durch unphysiologische/ ungesunde Hufformen einer erhöhten Belastung ausgesetzt und dadurch anfälliger für eine Schädigung, wie es bei einer Rehe der Fall ist. Verformungen der Hufkapsel, wobei Hebel entstehen, die quasi wortwörtlich die Hornwände vom Hufbein weghebeln, sind ein Grund. Dabei werden die Lederhautblättchen gequetscht, die Durchblutung dieser verringert und der Zusammenhalt geschwächt. Werden diese Hufe dann noch stark auf hartem Boden genutzt, kann es schon ohne Zutun weiterer Faktoren zu einer Belastungsrehe kommen.

Egal wie es nun zu einem Hufreheschub gekommen ist, es ist sofort ein Tierarzt zu rufen und schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen. Diese ersten Maßnahmen sind unabhängig von der eigentlichen Ursache. 

Welche Sofortmaßnahmen ihr ergreifen solltet und wie es weiter gehen kann, lest ihr im nächsten Beitrag unserer Serie zum Thema Hufrehe.

 

„Diagnose Hufrehe“, Konstanze Rasch 2019
Insulin Resistance in Horses, N. Frank, 2006
Forensische Aspekte bei der Hufrehe des Pferdes, J. Damm, 2017
Studies of the Histopathology of Acute Laminitis, N. Obel,1948
Die Hufrehe-Abhandlung von Jochen Biernat

 

Hufrehe: Nachsorge

Bleiben Veränderungen durch die Hufrehe zurück?

In den meisten Fällen ist es möglich, die gesunde Funktion des Hufes wieder herzustellen. Voraussetzung ist eine frühe Erkennung und Behandlung der Erkrankung. 

Desweiteren spielt die aktuelle Hufsituation und allgemein die Schwere des Schubes eine große Rolle. Bei chronischen Verläufen, bei denen mehrere Hufreheschübe vorgekommen sind, verstärkt sich die Deformation des Hufes und macht den Weg zurück in die physiologische Form schwerer. Aber auch hier kann in vielen Fällen die normale Hufform komplett wieder hergestellt werden. 

Sollte der Hufbeinträger nicht mehr normal gerade herunter wachsen können, aufgrund von Veränderungen am Hufbeinknochen, dann wird der Huf immer etwas ungesund aussehen, aber die Funktionalität kann auch hier erhalten werden. 

Wie verläuft die weitere Behandlung nach der Hufrehe?

Am wichtigsten ist eine engmaschige Betreuung durch den Hufbearbeiter, damit sollten die Hufformveränderungen so gering wie möglich gehalten werden. 

Wie lange dauert diese Behandlung?

Da der Hufbeinträger mehr oder weniger geschädigt sein kann, kommt die Behandlungsdauer auf die Schwere des Schubes an. Die Verbindung kann nämlich nicht einfach wieder zusammenwachsen.

Die Hufe des Pferdes sind aus Horn, wie die menschlichen Fingernägel. Bei Pferden wachsen die Hufe im Durchschnitt bis zu acht Millimeter pro Monat. Es dauert deswegen etwa ein Jahr bis die gesunde Verbindung wieder vorhanden ist. In dieser Zeit wächst die Hornkapsel einmal vom Kronenrand bis zum Boden durch und es bildet sich ein neuer gesunder Hufbeinträger. Auf dem Bild sieht man Rillen, von dort oben fängt der neue gesunde Huf an nachzuwachsen. Drunter ist der geschädigte Huf.

Was gibt es noch zu beachten?

Neben einer korrekten regelmäßigen Hufbearbeitung, um den Rehehuf zu sanieren,  ist die Ursachenfindung relevant. Nur wenn die Ursache abgestellt wird, kann ein erneuter Schub verhindert werden.

Wann darf man nach der Hufrehe wieder reiten?

Hier gibt es unterschiedliche Szenarien, die je Einzelfall anders aussehen können. Im besten Fall kann man schon ein paar Wochen  nach dem Schub wieder reiten, im schlechtesten Fall nach einem Jahr. In manchem Fällen wird geraten das Pferd gar nicht mehr mit zusätzlichen Gewicht zu belasten.

Wie entscheide ich, wann ich nach einer Hufrehe wieder reite?

Es hängt ganz von der Schwere des Schubes und der damit verbundenen Veränderungen am Huf ab. Hierzu unbedingt mit dem Hufbearbeiter und Tierarzt zusammen arbeiten und ein Röntgenbild erstellen, sowie natürlich auf das Befinden des Pferdes achten.

Beachte!

Schmerzmittel oder Rehebeschläge verschleiern die Schmerzen, obwohl die Zusammenhangstrennung des Hufbeinträgers wohlmöglich schon stark vorangeschritten ist.

Fruktan im Gras: Was hat es damit auf sich?

Für Hufrehe gefährdete Pferde ist es besonders wichtig, dass ihr Stoffwechsel nicht gestört wird. Fruktan ist ein leicht verdauliches Kohlenhydrat und kann bei der Umstellung von Heu auf Gras im Frühling die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und Hufrehe auslösen. Aus diesem Grund sollte man den aktuellen Fruktangehalt am eigenen Standort kennen und korrekt Anweiden. Die HorseAnalytics App gibt dir täglich den Fruktangehalt an deinem Standort aus, sodass du damit immer auf der sicheren Seite bist. Außerdem kannst du die Weidezeiten deines Pferdes eintragen und ganz genau nachverfolgen, wie der Fortschritt beim Anweiden ist. Wenn du mehr über das Thema Fruktan im Gras wissen möchtest, dann klick gleich hier.

Wie hilft dir die HorseAnalytics Health App?

Die App hilft dir, das Risiko durch Fruktan beim Grasen einzuschätzen.

Fütterung bei Hufrehe

Was darf ein Pferd bei akuter Hufrehe fressen?

Im akuten Reheschub sollte das betroffene Pferd am besten nur Raufutter in Form von zuckerarmem Heu und Stroh fressen. Ob Mineralfutter normal weitergegeben werden sollte, ist noch ein umstrittenes Thema in der Wissenschaft. Wir empfehlen es die akuten Tage weg zu lassen.

Was darf ein Pferd nach einer Hufrehe fressen?

Nach dem Schub sollte in Zusammenhang mit dem Reheauslöser eine leistungsgerechte Futterration aufgestellt werden. Besonders auf den Gehalt an leichtverdaulichen Kohlenhydraten wie Stärke und Zucker ist zu achten. Dieser sollte generell so gering wie möglich gehalten werden, um die Darmflora nicht zu verschieben. Raufutter den ganzen Tag frei zur Verfügung fördert die Magen-Darm-Gesundheit und die Verträglichkeit von Stärke und Zucker. 

Bei zu dicken Pferden sollte umgehend die Fütterung angepasst und die Bewegung, sobald es möglich ist, gesteigert werden. In diesem Fall sollte versucht werden, gänzlich auf leichtverdauliche Kohlenhydrate durch Getreide oder Weidegras zu verzichten.

Wie lange darf ein Rehepferd auf die Weide?

Die Weidezeit muss individuell abgestimmt werden und hängt unter anderem von Weidemanagement und der Reheursache ab. Sprich dies unbedingt mit deinem Tierarzt a!

  • Ein EMS oder Cushing vorbelastetes Pferd sollte nur wenige Stunden und mit Fresskorb auf überständige Weiden.
  • Eine Stute mit vergangener Geburtsrehe, die keine größeren Schäden am Hufbeinträger hinterlassen hat, kann schon bald wieder normal auf die Weide, welche auch im besten Fall überständig gewachsen ist. 

Für beide Fälle sind natürlich die Anweidezeit und die restliche Ration zu beachten. Ein chronisches Rehepferd sollte durch die Inhaltsstoffe im Gras nicht zusätzlich belastet werden und am besten so wenig wie möglich aufs Gras.

Ist eine Fressbremse sinnvoll?

Eine Fressbremse kann bei Pferden eingesetzt werden, die auf der Weide nicht so viel Gras aufnehmen sollen. Die Futteraufnahme kann sogar bis zu 30% gesenkt werden. Sie kriegen weniger Grashalme auf einmal mit einer (funktionalen!) Fressbremse ins Maul. 

Viele Pferde sind allerdings so schlau, dass sie einfach versuchen schneller zu fressen. Die Pferde sind meist gestresster und viele haben Fressbremsen leider auch den ganzen Tag auf. Die Mimik ist eingeschränkt und hemmt die Kommunikation mit den anderen Herdenmitgliedern.  Es entstehen leider auch häufig Scheuerstellen, die in kürzerer Zeit gar nicht da wären. 

Chronischer Stress sollte immer vermieden werden, da auch er ein Auslöser für Hufrehe sein kann.

Es wird viel diskutiert über Sinn und Unsinn der Fressbremse. Manche Pferdetypen kommen damit überhaupt nicht klar und werden hektisch oder fressen gar nicht mehr. Wichtig ist auch auf die Weidequalität zu achten. 

Wie lange sollte eine Fressbremse höchstens drauf sein?

Es sollten maximal 10 Stunden pro Tag mit dem Fresskorb verbracht werden, aber je kürzer desto besser!

Wie soll eine Fressbremse sitzen?

Sitzen sollte die Fressbremse so locker wie möglich, aber so fest wie nötig, sodass Ausziehkünstler nicht reintreten können und sie einfach an Ort und Stelle bleibt. Es gibt meistens auch spezielle Halfter oder Befestigungen für die jeweiligen Fresskörbe. 

Wie hilft dir die HorseAnalytics Health App?

Die App hilft dir, das Risiko durch Fruktan beim Grasen einzuschätzen.

Hufrehe Auslöser, Fettdepots, Insulinresistenz, Geburtsrehe, Vergiftung, Magen-Darm-Erkrankung

Hufrehe: Auslöser

Hufrehe kann durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Um das Risiko für eine Erkrankung gering zu halten, solltest du dich deshalb umfassend informieren. Hier erfährst, welche Ursachen Hufrehe haben kann und wie die HorseAnalytics App dir dabei helfen kann, diese zu eliminieren.

Insulinresistenz als Auslöser

Was ist Insulin?

Insulin ist ein Hormon, also ein Botenstoff. Es überbringt den Zellen die Nachricht, dass der Blutzuckerspiegel hoch ist und Zucker aufgenommen werden soll.  Daher ist es ist sehr gut möglich, dass ein Pferd durch eine Insulinresistenz einen Hufreheschub bekommt. 

Was ist eine Insulinresistenz beim Pferd?

Bei einer Resistenz reagieren die Zellen trotz hoher Insulinkonzentration nicht mehr so stark wie normal. Dadurch wird immer mehr Insulin nötig, um überhaupt Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Warum genau die hohen Insulinmengen als Reheauslöser fungieren können ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.  

Wie kann es zu einer Insulinresistenz kommen?

  • Fettdepots
  • dauerhaft hohe Zucker und Stärkemengen im Futter
  • chronischer Stress
  • chronische Schmerzen
  • Stoffwechselerkrankungen

Stoffwechselerkrankungen als Auslöser für Hufrehe

Es gibt Stoffwechselerkrankungen, die als möglicher Auslöser für Hufrehe gelten. Die bekanntesten sind das Equine Metabolische Syndrom EMS und das PPID/Equines Cushing Syndrom.

Was ist EMS?

Das Equine Metabolische Syndrom EMS (siehe Beitrag) entsteht meistens durch Überversorgung mit Nährstoffen und zu wenig Bewegung. Dadurch entstehen Fettdepots, die Rehe gefährdende Stoffwechselwirkungen haben können. Es führt unter Anderem zu weiterer Fetteinlagerung und Insulinresistenz.

Was ist Cushing?

Neben EMS kann auch PPID/Equines Cushing Syndrom (siehe Beitrag) prädisponierend sein für Rehe. Fettdepots entstehen dort nicht nur bei überfütterten Pferden, können aber auch zu Insulinresistenz und somit zur Rehe führen. Die Fütterung, Haltung und gegebenenfalls Therapie sollten abgestimmt werden, um Reheschüben vorzubeugen.

Pferd schläft auf Weide

Medikamente als Auslöser

Welche Medikamente können Hufrehe auslösen?

Besonders bei Mitteln, die Kortison enthalten, aber auch einigen Schmerzmitteln, die in der akuten Phase der Rehe eingesetzt werden, muss aufgepasst werden. Man sollte immer alle Möglichkeiten mit dem Tierarzt durchsprechen und schauen, dass der Einsatz möglichst kurzweilig gehalten wird. Bitte sprechen Sie unbedingt mit ihrem Tierarzt!

Magen-Darm-Erkrankungen als Auslöser

Es ist möglich, dass Pferde nach einer Magen-Darm-Erkrankung einen Hufreheschhub erleiden können. So kann es bei einer Kolik neben der heftigen Schmerzsituation, auch zu einer Störung der Darmflora kommen. Beides kann unter Umständen einen Hufreheschub auslösen. Weißt du genau wie man eine Kolik erkennt und was im Notfall zu tun ist? Schau am besten nochmal nach auf unseren Notfallkarten zur Kolik. Klick hier

Neben der Kolik gibt es noch weitere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die einen Hufreheschub begünstigen. Dazu zählt zum Beispiel auch die katarrhalische Darmentzündung, bei der die Darmwand geschädigt wird und diese keine natürliche Barriere gegen Toxine mehr darstellen kann.

Hufrehe, Pferd

Übergewicht als Auslöser

Warum sind dicke Pferde gefährdeter an einer Hufrehe zu erkranken?

Fettgewebe hat nicht nur die Funktion als Energiespeicher, sondern ist eine hormonaktive Masse. Dies bedeutet, dass sich die abgegebenen Hormonmengen und deren Wirkungen verändern, wenn die Menge des Fettgewebes die physiologische Größe übersteigt.

Das Hormon Leptin regelt das Hungergefühl

Normalerweise wird das Hormon Leptin ausgeschüttet, wenn genug Fettreserven angesetzt sind, und regelt so das Hungergefühl. Bei dauerhaft überhöhter Leptinproduktion lässt diese Wirkung nach und das Hungergefühl  bleibt. Dadurch verfetten die Pferde durch Dauerfressen noch mehr.

Zytokine und Adeponectine als Auslöser für Hufrehe

Zytokine werden auch vom Fett produziert und gelten bei dauerhaft überhöhter Konzentration schon alleine als möglicher Reheauslöser. Außerdem fördern sie eine Insulinresistenz, welche ebenfalls einen Reheauslöser darstellt. Auch Adeponectine werden vom Fett produziert und bewirken normalerweise eine Sensitivierung auf Insulin. Im krankhaften Zustand ist auch diese Wirkung heruntergesetzt und so wird eine Insulinresistenz noch mehr unterstützt. 

Vergiftung als Auslöser

Nach der Vergiftung

Hufrehe ist eine häufige Nachwirkung von chronischen Vergiftungen, bei der die Giftstoffe über einen längeren Zeitraum immer wieder aufgenommen werden. Sie reichern sich im Körper an, bis es zu Vergiftungserscheinungen und auch zu einem Hufreheschub kommt. Bei einer Vergiftung gelangen toxische Stoffe in den Organismus und können den Stoffwechsel erheblich stören. 

Begleiterscheinung: Magen-Darm-Erscheinung

Koliken und andere Magen- Darm- Erkrankungen sind sehr häufige Begleitsymptome einer Vergiftung. Die Darmflora ist meist betroffen und auch die Darmwand kann geschädigt werden. Dadurch gelangen Gifte in den Blutkreislauf und können so auch die Wandlederhaut des Hufes erheblich in ihrer Funktion behindern und zu einer Hufrehe führen. Dabei ist es egal, wodurch das Pferd vergiftet wurde. Giftpflanzen auf der Koppel oder im Heu, Schadtierbekämpfungsgifte, toxische Selengaben oder auch ein sehr hoher Proteinüberschuss im Futter sind einige Beispiele.

Finde die Ursache der Vergiftung!

Für die weitere Behandlung und Vorbeugung eines erneuten Reheschubs muss unbedingt der Vergiftungsauslöser gefunden werden!

Dazu unbedingt die Weide und das Heu auf Giftpflanzen und Schimmelpilze untersuchen lassen. Vor allem Jakobs Kreutzkraut, Johanniskraut oder auch übermäßiger Eichelkonsum, kann Hufrehen nach sich ziehen. Vorsicht auch vor der hauptsächlich in Süddeutschland wachsenden Herbstzeitlose. Die gesamte Futterration sollte überprüft werden, um giftige Mineralstoff- oder Proteinüberladungen, aber auch wieder Schimmelpilzgehalte, herauszufinden. Auch eine Blutuntersuchung kann dazu aufschlussreich sein. Die Pferde dürfen keinen Zugang zu Rattengiften, Pflanzenschutzgiften oder auch zur Futterkammer haben.

Falls du wissen möchtest, wie du dich im Notfall einer Vergiftung verhalten solltest, kannst du dies in unseren Notfallkarten nachlesen. Klick dafür hier.

Unphysiologische Hufsituation als Auslöser

Was hat die Hufform mit Hufrehe zu tun?

Die Hufform selbst spielt bei allen Reheauslösern eine prädisponierende Rolle. Der Hufbeinträger ist schon allein durch unphysiologische/ ungesunde Hufformen einer erhöhten Belastung ausgesetzt. 

Was kann durch eine ungesunde Hufform passieren?

Durch stark hebelnde Zehen oder Wände, ist die Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel anfälliger für eine Schädigung, wie es bei einer Rehe der Fall ist, anfälliger. Diese  hebeln quasi wortwörtlich die Hornwände vom Hufbein weg. Dabei werden die Lederhautblättchen gequetscht, die Durchblutung dieser verringert und der Zusammenhalt geschwächt. 

Was kann diesen Prozess noch beeinflussen?

Werden diese Huf dann auch noch stärker benutzt durch häufiges Reiten auf harten Böden, steigt das Risiko einer Rehe.

Geburtsrehe - die Geburt als Auslöser

Wie läuft eine Geburt ab?

Wenn eine Stute gebärt kommt als erstes das Fohlen zum Vorschein. Damit ist die Geburt aber noch nicht beendet! Die Fruchthülle, in der das Fohlen im Mutterleib herangewachsen ist, mit den zugehörigen Gewebeteilen muss auch noch vollständig abgestoßen werden. 

Nachgeburt als Auslöser für Hufrehe?

Wird nicht genau kontrolliert, ob die Nachgeburt vollständig nach einer Stunde abgegangen ist und es verbleibt ein Teil im Geburtstrakt, dann kann es zu einer bakteriellen Entzündung kommen, die sich auch auf die Hufbeinwandlederhaut auswirken kann. Dadurch kann es dann zu einem Reheschub kommen.  

Wie viele Stuten sind betroffen?

Diese sogenannte Nachgeburtsverhaltung tritt bei bis zu 10% aller Stuten auf und sollte daher kritisch betrachtet werden. 

Wie sollte man reagieren?

Je länger man wartet oder versucht mechanisch den Rest herauszuholen, anstatt den Tierarzt zu informieren und therapeutisch einzuwirken, desto höher ist die Gefahr einer Rehe.  Gleiches kann bei einer Gebärmutterschleimhautreizung passieren.

Belastungsrehe als Auslöser

Wie kann eine Belastungsrehe ausgelöst werden?

Werden Pferde sehr viel, lange und in hohem Tempo auf hartem Boden genutzt, kann es schon ohne Zutun weiterer Faktoren zu einer Belastungsrehe kommen. Je ungleichmäßiger dabei die Last in den einzelnen Hufen verteilt ist, wie es bei unphysiologischen Hufformen oder Fehlstellungen der Fall ist, desto höher ist die Gefahr einer Rehe durch Überlastung des Hufbeinträgers.

Kohlenhydrate als Auslöser

Leichtverdauliche Kohlenhydrate, kommen u.A. in Getreide, fruktanreichem Gras und Obst vor. Sie sorgen nicht nur für eine hohe Insulinantwort, sondern auch für eine Dysbiose im Dickdarm. Eine Dysbiose ist eine Verschiebung der Darmflora.

Stärke und Zucker werden normalerweise im Dünndarm absorbiert und sollten eher nicht in den Dickdarm gelangen. Wenn diese Kohlenhydrate aufgrund einer großen Menge nicht vollständig im Dünndarm aufgenommen werden können, gelangen sie in den Dickdarm. Dort werden sie rasch von Bakterien fermentiert. 

Was passiert bei einer Fermentation im Dickdarm?

Bei der Fermentation entstehen kurzkettige Fettsäuren, die mit der Zeit über die Darmwand aufgenommen werden. Bis dahin erzeugen sie einen niedrigeren pH-Wert im Dickdarm als normal. Durch diese Übersäuerung sterben die Bakterien, die für den Abbau von strukturreichen Kohlenhydraten, wie sie in Gras und Heu hauptsächlich vorkommen, verantwortlich sind. Dabei werden Endotoxine frei und auch die stärkeabbauenden Bakterien geben Exotoxine ab. Diese Gifte gelangen über die, durch den niedrigeren pH-Wert vorgeschädigte Darmwand, in den Blutkreislauf und können an der Hufbeinwandlederhaut erheblichen Schaden anrichten.

Gleicher Prozess im Extrem läuft ab, wenn Pferde nachts die Futterkammer plündern und in kürzester Zeit, große Mengen an Kraftfutter aufnehmen.

Wie hilft dir die HorseAnalytics Health App?

Die App hilft dir, das Risiko durch Fruktan beim Grasen einzuschätzen.

Welche Grundlagen braucht mein Pferd, um den fliegenden Wechsel zu lernen?

Der fliegende Galoppwechsel liegt in der Natur des Pferdes. Beobachtest du dein Pferd beim freien Galoppieren auf der Koppel, wird es vermutlich auch einen fliegenden Wechsel machen.  Beim Springen ist es im Parcours immer vom Vorteil, wenn das Pferd den fliegenden Wechsel beherrscht. In der Dressur wird er erst ab der Klasse M* verlangt.

Die Grundlagen für einen fliegenden Wechsel sind ein sicherer Außengalopp und ein einfacher Galoppwechsel. Dazu sollte dein Pferd fein auf deine Hilfen reagieren.

Es gibt dann mehrere Ansätze, um deinem Pferd den fliegenden Wechsel beizubringen.

  1. Korrektes Angaloppieren

Reagiert dein Pferd beim Angaloppieren aus dem Schritt oder Trab schon schwerfällig, wird euch auch der fliegende Wechsel schwerer fallen. Übe das Angaloppieren, bis dein Pferd fein auf deine Hilfe reagiert.

  1. Die Acht

Lege eine Acht auf zwei Zirkeln an. Zuerst reite einen einfachen Galoppwechsel über X. Beim nächsten Mal löst du hier dann einen fliegenden Wechsel aus. Achte darauf, dass dein Pferd möglichst gerade bleibt und nicht mit der Hinterhand herumschleudert.

  1. Aus der Ecke kehrt

Bei dieser Übung solltest du nach aus der Ecke kehrt erst ein Stück im Außengalopp reiten und dann den Wechsel gerade an der Bande auslösen. Wichtig ist, dass dein Pferd möglichst gerade bleibt. Außerdem solltest du darauf achten, vor dem Wechsel nicht zu versammelt zu reiten.

Wichtig ist, dass du den Wechsel immer nach vorne reitest und dein Pferd nicht zu extrem umstellst. Der neue innere Zügel muss nämlich zulassen, dass das innere Hinterbein durchspringen kann.

Was kann ich machen, wenn mein Pferd hektisch beim fliegenden Wechsel wird?

Besonders am Anfang, wenn die Lektion neu ist, kann der fliegende Wechsel bei vielen Pferden Hektik auslösen. Du solltest dir keinen Stress machen, in der Regel lässt dies mit genug Übung und Zeit nach. Trotzdem ist es sinnvoll, ein paar Tipps im Hinterkopf zu behalten:

  1. Die Wechsel nicht zu oft hintereinander reiten
  2. Den Wechsel an unterschiedlichen Stellen abfragen
  3. Ohne Sporen reiten
  4. Pferd zum Schritt durchparieren und wieder Ruhe reinbringen

Was kann ich tun, wenn mein Pferd den Wechsel „hinten nach“ springt?

Grundsätzlich ist das Problem hier meistes, dass das Hinterbein nicht aktiv genug ist. Auch hier baucht das Pferd oftmals Zeit, um zu verstehen, was von ihm verlangt wird. Diese Übungen kannst du nutzen, um das Hinterbein zu aktivieren:

  1. Tempi-Unterschiede

Zuerst kann es zur Vorbereitung sinnvoll sein, die Hinterhand durch Tempi-Unterschiede zu aktivieren.

  1. Galopptraversalen

Durch die Traversale im Galopp aktivierst du zusätzlich das Hinterbein. Es bietet sich an auf die Mittellinie abzuwenden und dann bis zur Bande zu traversieren. Sobald du an der Bande bist, kannst du den Wechsel schwungvoll nach vorne auslösen.

  1. Wechsel zum Außengalopp

Bei dieser Übung wendest du im Hand-Galopp nach A bzw. C auf die Viertellinie ab. Anschließend reitest du auf die Bande zu und reitest einen Wechsel zum Außengalopp.

Versuche, das Wechsel-Training immer so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, damit dein Pferd dir die Wechsel nicht vorwegnehmen kann.

Haltungsformen mit Bewegungsanreizen für Pferde

In den vorherigen Beiträgen ging es vermehrt um die Grundfutterfütterung, vor allem von zu dicken Pferden. Die Fütterung ist allerdings nicht die einzige Stellschraube, an der wir außerhalb des Trainings drehen können, um Gewicht auf natürlichem Wege zu verlieren.

Neben der täglichen Bewegung in Verbindung mit dem Menschen sollte man sich die Form der Haltung genauer anschauen. Immerhin verbringt das Pferd den weitaus größten Anteil des Tages damit, in der Box, auf dem Paddock, auf der Weide oder in einem Offenstall zu stehen. Genau an der Stelle befindet sich auch schon der Haken, die Pferde stehen überwiegend rum und bewegen sich nicht mehr, als sie unbedingt müssen. Dabei ist viel freie Bewegung, wenn möglich in einer Gruppe, wichtig für die Gesunderhaltung des Pferdes und führt zusätzlich zu einem leicht erhöhten Energiebedarf. Diesen können wir uns im Falle der zu dicken Pferde zunutze machen, um die Heufütterung artgerechter zu gestalten. Denn selbst ein halbes Kilo mehr Heu, das die Pferde fressen dürfen, kann schon zu kürzeren Fresspausen beitragen.

Freie Bewegung – Nur sinnvoll für dicke Freizeitponys?

Freie Bewegung bedeutet selbstständige Bewegung des Pferdes ohne Einfluss des Menschen, also kein Reiten, Fahren, Longieren oder Laufenlassen.

Vorteile:

  • schmiert die Gelenke
  • durchblutet die Muskulatur
  • stärkt Sehnen und Bänder
  • unterstützt die gesunderhaltende Darmmotorik und beugt so Koliken vor
  • verhilft zu emotionaler Ausgeglichenheit
  • wirkt sich positiv auf die allgemeine Gesunderhaltung des Organismus aus

Spätestens jetzt wird deutlich, dass eine Laufhaltung in Gruppen nicht nur was für „Dicke“ ist, sondern jedes Pferd davon gesundheitlich profitiert. Auch Turnierpferde können problemlos in solchen Haltungen unterkommen und verlieren entgegen der Mythen nicht ihre Leistungsstärke. Eher werden sie ausgeglichener und durch die weiter unten erwähnten unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten sogar trittsicherer auf dem Turnier.

Platz alleine reicht oft nicht

Da der Platz an sich meist wenig Reize für eigenständige, häufige Bewegung bietet, haben sich mit der Zeit verschiedene Haltungsformen entwickelt. Diese setzen auf möglichst viele Bewegungsanreize und versuchen, das Pferdeleben so natürlich es geht zu gestalten.
Dazu gehören der Aktivstall und das Paddock-Trail-Konzept (Paddock Paradies).
Grundsätzlich gilt es, alle Funktionsbereiche zu trennen und möglichst weit voneinander entfernt anzulegen, um die zurückgelegten Strecken zu maximieren.
Mit Funktionsbereichen sind hier die Orte gemeint, an denen z.B. Fress-, Liege-, Ausscheidungs-, Bewegungs- und Sozialverhalten stattfindet. In einer Box findet jegliches Verhalten auf ein paar Quadratmetern statt und das Pferd braucht sich bzw. kann sich nicht vom Fleck bewegen. In Laufhaltungen finden sich z.B. Fressstellen weit von der Tränke entfernt, genau so wie von dem Unterstand oder Liegeplatz. Diese Wege werden so lang gestaltet wie möglich und gleichzeitig weitere Bewegungsanreize gesetzt, wie durch Baumstämme, die den Weg versperren und entweder überschritten oder umgangen werden müssen oder Grünstreifen und Ähnlichem.
Nun macht auch die Grundfläche einen wichtigen Unterschied. In einem 20 mal 20 Meter Offenstall werden sich die Pferde nicht so viel bewegen, wie in einem 800 Meter Paddock Trail. Dennoch sollte versucht werden, jeden Auslauf mit Strukturelementen und Trennung der Funktionsbereiche zu planen, um möglichst viel aus der verfügbaren Fläche herauszuholen.
Ein Paddock Trail besteht grob gesagt aus einem Rundweg mit mehreren Fressstationen, Unterständen, einer Tränke, unterschiedlichen Untergründen und einem Wälzplatz mit feinem Sand. Darüber hinaus können verschiedenste “Raumteiler“ wie Baumstämme am Boden, Totholzhecken, Wasserfurten, Baumgruppen und Salzlecksteinstationen eingebaut werden.
Bis auf den Rundweg sind die Elemente im Aktivstall ähnlich. Hier sind sie nur auf einer großen Fläche statt auf einem Rundweg verteilt angeordnet. In den meisten Aktivställen gibt es auch automatische Fütterungssysteme, die für jedes Pferd eine individuelle Menge an Raufutter, Kraft- und Mineralfutter in vielen kleinen Portionen bereithält.
Es gibt natürlich verschiedene Mischformen dieser Haltungen, um die individuellen Gegebenheiten, so gut es geht auszunutzen.

Ziel ist immer möglichst viel Bewegung neben einer artgerechten Fütterung und unterschiedlichen Untergründen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass alle Mitglieder der Herde dabei stressfrei sind.
Gut verbinden lassen sich die Haltungen außerdem mit jeglichen ökologisch wertvollen Elementen wie Büsche und Bäume, Blühstreifen, Wasserrückhaltebecken, Totholzhecken, Steinhaufen und so weiter.
Welche Büsche und Bäume geeignet für Pferde sind, erfahrt ihr in unserem Artikel über „Büsche und Bäume in der Pferdefütterung“. Klick dazu hier.

Verschiedene Untergründe sind von Vorteil für die Hufgesundheit von Barhufern oder solchen, die es werden wollen. Statt weicher Stroheinstreu und Sandpaddock oder Weide, entstehen durch harte Untergründe, wie Beton und Stein, vielfältige Reize auf den Huf. Die Hornqualität und -stabilität verbessert sich und die Hufe sind z.B. auch besser auf lange Ausritte über harten unebenen Boden vorbereitet.
Die verschiedenen Bodenbeschaffenheiten trainieren gleichzeitig den ganzen Bewegungsapparat, sodass durch vermehrten Stimulus der Beine und erhöhter Achtsamkeit und Trittsicherheit die Verletzungsgefahr auf Dauer sinkt. (Natürlich gilt das auch für beschlagene Pferde)
Angrenzende Weideflächen können zur Weidezeit normal genutzt werden. Im Paddock Trail System ist eine Weide am besten innerhalb des Rundweges angelegt

In welchen Gräsern steckt viel Fruktan?

Um zu bestimmen, ob eine Weide ein hohes Fruktanrisiko besitzt, ist neben der Kenntniss über die Düngung, das Vegetationsstadium, die Nutzungsintensität und das Wetter, auch die Gräserzusammensetzung zu beachten.
Grünland besteht aus drei verschiedenen Überkategorien von Bewuchs: Gräser mit einem Anteil von 70-80%, Kleeartige mit 10-15% und Kräuter auch mit 10-15%. Hier soll es um den Hauptbestand, die Gräser gehen und deren Fruktangehalte.

Weißt du was Fruktan ist?

Fruktane kommen nicht in jeder Pflanzenart vor und so entwickelte sich die Einteilung der Gräser in drei Gruppen.

  1. Fruktan speichernde „nördliche Typen“ in kühleren klimatischen Bereichen, z.B. gemäßigte Zone
  2. Stärke speichernde „südliche Typen“ in überwiegend wärmeren klimatischen Zonen
  3. Intermediäre Gruppe, die sowohl Stärke als auch Fruktan speichern kann

Auf europäischen Pferdeweiden variiert der Fruktangehalt erheblich. Es gibt Gräser, die grundsätzlich höhere oder niedrigere Fruktangehalte aufweisen.  Zu den Gräsern mit sehr hoher Konzentration zählen die Rye-Gräser, bei uns bekannt als Deutsches oder Welsches Weidelgras. Dagegen speichern andere Vertreter, wie Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz und Wiesenlieschgras, bedeutend weniger Fruktan.

Neben den verschiedenen Gräserarten gibt es auch unterschiedliche Sorten, die sich im Fruktangehalt unterscheiden.

Eher hoher Fruktangehalt

Eher geringer Fruktangehalt

Die häufigsten Gräser im Portrait:

Deutsches Weidelgras, auch Englisches Raygras (Lolium perenne)
Verbiss und -trittfestes andauerndes Untergras mit hoher Konkurrenzkraft vor allem in frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Gut geeignet bei entsprechender Düngung für gute Leistung bei hoher Schnittanzahl oder starker Beweidung. 
Blütenstand: Unbegrannte Ähre  mit kleinen Ährchen
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt 
Es gibt verschiedene früh-, mittel- und spätblühende Arten mit unterschiedlich hohen Fruktanspeichern. Generell ist der Fruktangehalt in diesen Gräsern aber höher als in anderen Gräsern.

T. Kebert, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Welsches Weidelgras, auch Italienisches Raygras (Lolium multiflorum)
Nicht für Dauergrünland geeignetes (1-2 jähriges) Obergras. Bei entsprechender Düngung gut zur Schnittnutzung geeignet. Wächst gut auf frischen bis mäßig feuchten mittelschweren Böden.
Blüte: Begrannte Ähre mit Ährchen.
Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt
Auch hier gibt es verschiedene Sorten, aber der Fruktangehalt ist generell höher als bei anderen Gräsern. 

Kristian Peters, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Wiesenschwingel (Festuca pratensis)
Sehr winterhartes, horstbildendes Obergras mit hohem Blattanteil. Gutes Nachwuchsvermögen, geeignet für mittlere Nutzungs- und Düngungsintensität und bedingt weidefest. Häufig zusammen mit dem Wiesenfuchsschwanz auf frischen feuchten Wiesen anzutreffen.
Blüte: Doppelte Traube mit unbegrannten Ährchen
Blätter: Blattunterseite glänzend, Einschnürung im oberen Blattdrittel.
Besitzt eher eine niedrigere Fruktanspeicherung als andere Gräser. 

Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis
Sehr früh austreibendes winterhartes aber wenig weidefestes ausdauerndes Obergras. Wächst gerne auf frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Bei entsprechender Düngung Höchsterträge und 4 Schnitte möglich.
Blüte: Scheinähre, seidig glänzend, früh blühend mit Ährchen mit kleiner Granne, Blüte ist abstreifbar
Blätter: Gerieft, in der Mitte Streifen ohne Riefen; das oberste Blatt weist meist schräg nach oben; am Blattrand befinden sich kleine Zähnchen
Sehr geringe Fruktaneinlagerungen.

Wiesenlieschgras, auch Timotheegras (Phleum pratense)
Horstartig wachsendes spätes Obergras, welches besonders winterhart und vielschnittverträglich ist. Bevorzugt auf frischen bis feuchten bindigen Böden, ist dürreempfindlich, verträgt aber Überschwemmungen.
Blüte: dichte zylindrische Scheinähre, spät blühend mit Ährchen in Stiefelknechtform 
Blätter: Bläulich-blaugrüne Farbe, Unterseite matt 
Trotz des hohen Futterwertes, enthält das Lieschgras nur geringe Mengen Fruktan

Wiesenrispe (Poa pratensis
Wichtiges Untergras, welches mit seinen unterirdischen Ausläufern eine dichte Grasnarbe bildet. Ausdauernd, winterhart, besonders für trockene Lagen wichtiges Mäh- und Weidegras. Wird leicht verdrängt durch konkurrenzstarke Arten und auf nassen verdichteten Flächen von der Gemeinen Rispe ersetzt.
Blüte: Echte Rispe, meist 5 ungleiche Äste pro Ansatz mit kleinen unbegrannten Ährchen
Blätter: Dunkelgrün, kahnförmig zugespitzt, Skispur in der Mitte, Unterseite stark glänzend. Die Wiesenrispe enthält nur eine geringe Menge an Fruktan.

Rotschwingel (Festuca rubra
Anspruchsloses Untergras für nährstoffärmere Standorte und extensiver Nutzung. Sehr winterhart, verträgt raues Klima, Trockenheit, saure Böden und wirkt auch narbenbildend. Es sind zwei Unterarten bedeutend. Eine ausläufertreibende und eine horstbildende Art. 
Der Rotschwingel hat einen niedrigen Futterwert, aber auch einen geringen Fruktananteil im Vergleich zu anderen Gräsern.

Knaulgras (Dactylis glomerata
Stark horstbildendes ausdauerndes Obergras für ein intensives Nutzungs- und Düngungsniveau. Gut weideverträglich mit großem Nachwuchs. Sehr hoher Futterwert bei frühzeitiger Nutzung, treibt früh aus und verholzt dann schnell und kriegt harte Stängel. 
Blüte: Echte Rispe mit einem Ast pro Ansatzstelle, Ährchen sind grannenspitzig und bilden „Knäuel“
Blätter: Ungerieft, hellgrün mit kräftigen flachgedrückten Blatttrieben
Bei späterer Nutzung stellt das Knaulgras die perfekte Grasart für leichtfuttrige Pferde da und weist einen sehr geringen Fruktangehalt auf. 

Kammgras (Cynosurus cristatus
Völlig weidefestes Untergras, dass kleine blattarme Horste bildet. Die Blätter werden gern gefressen, die Stängel sind meist zu zäh. Wächst gerne in frischen bis feuchten Wiesen und Weiden, besonders im Gebirgs- und Seeklima. 
Blüte: Scheinähre, Spindel seitlich unverdeckt, kammartig abstehende Ährchen
Blätter: deutlich gerieft, sehr kahl, kurz und spitzt allmählich nach oben hin zu 
Enthält wenig Speicherkohlenhydrate in Form von Fruktan. 

Pferd schläft auf Weide

Narkolepsie – Schlafmangel bei Pferden

Gleich zu Beginn: Die meisten Pferde mit Schlafstörungen in menschlicher Haltung leiden unter generellem Schlafmangel, aufgrund von unpassender Haltung, Training und Ähnlichem.
Die echte neurologische Erkrankung “Narkolepsie mit Kataplexie“, tritt an sich äußerst selten auf.
Es werden zwei Formen von Narkolepsie beim Pferd unterschieden:

Familiäre Narkolepsie

Pferde, die von der familiären Form betroffen sind, erleiden schon im Fohlenalter von ein paar Wochen die ersten Symptome. Es wird vermutet, dass die familiäre Narkolepsie auf einen weitervererbbaren Gendefekt zurück geht. Aus diesem Grund sollten betroffene Pferde nicht zur Zucht eingesetzt werden.

Zu den typischen Symptomen gehören exzessive Tagesschläfrigkeit und teilweise oder totale kataplexische Anfälle. Zwischen den Anfällen sind die Pferde neurologisch unauffällig. Die Schläfrigkeit kann direkt vor einer Kataplexie oder unabhängig von dieser stattfinden.
Bei einem kataplexischen Anfall geht der Muskeltonus verloren, der Kopf senkt sich immer weiter ab und plötzlich knicken die Gliedmaßen ein. Oftmals können die Pferde sich noch auffangen, bevor sie ganz hinfallen. Im Fohlenalter ist die Verletzungsgefahr noch relativ gering, aber bei den erwachsenen Tieren kommt es, aufgrund ihres Gewichts und Größe, häufig zu aufgeschlagenen Karpal- und Fesselgelenken. Auch Verletzungen am Kopf und Rücken kommen vor.
Die Frequenz, Intensität und Dauer der Anfälle sind individuell und können von einmal im Monat bis über 10 Mal pro Tag stattfinden.
Gerade bei Fohlen kommen die Kataplexieanfälle in Verbindung mit positiven Emotionen vor. Oftmals schon beim Rausführen aus dem Stall, Bürsten oder auch beim Saugen am Euter der Mutter. Auch Stress und neue aufregende Situationen können einen Auslöser darstellen.

Adult-onset Narkolepsie

Bei dieser Form treten die ersten Symptome erst ab einem Alter von zwei Jahren im Laufe des Lebens auf. Je älter das Pferd wird, desto heftiger prägen sich die Symptome in den meisten Fällen aus.
Weshalb diese Erkrankung auftritt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird ein fragmentierter REM-Schlaf (Schlafphase ohne die keine wirkliche Erholung stattfinden kann), aufgrund von einer abnormen Neurotransmitterverteilung im Gehirn vermutet. Diese Neurotransmitter sind für den Schlaf-Wachzyklus verantwortlich, welcher durch die Imbalance stark gestört ist.
Narkolepsie ist also an sich nicht lebensbedrohlich, kann aber zu mehr oder weniger starken Verletzungen führen und die Leistungsfähigkeit einschränken.

Diagnose

Diagnostiziert wird Narkolepsie, welcher Form auch immer, mit Hilfe von Beobachtungen, klinischen Untersuchungen und Provokationstests. Dabei werden Videoaufnahmen zur Überwachung des Schlafverhaltens und möglicher kataplexischer Anfälle angefertigt. Die Provokationstests sind dafür da, um kataplexische Anfälle bewusst auszulösen. Dieses Auslösen ist mit entscheidend für die Diagnose, aber die benutzten Substanzen können starke Nebenwirkungen verursachen und sind mit Vorsicht einzusetzen.
Auch unerlässlich ist eine Differenzialdiagnose, welche alle anderen Krankheiten oder Syndrome ausschließt, die auch zu einem kataplexischen Zusammenbruch führen können. Dazu zählt als erstes der REM-Schlafmangel, bei dem sich die Pferde einfach generell zu wenig hinlegen, um wirklich erholsam schlafen zu können. Aber auch kardiovaskuläre, respiratorische und neurologische Erkrankungen oder eine Imbalance im Elektrolythaushalt können die eigentliche Ursache sein. Dazu gehören Hypoperfusion des Gehirns, systemische Hypertonie, Epilepsie, Koma, Schock, Hypoglykämien, Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, Botulismus oder Myasthenie.

Therapie

Sind per Differenzialdiagnose alle anderen anfallauslösenden Erkrankungen ausgeschlossen worden, kann die Therapie gegen Narkolepsie angefangen werden.
Bei der familiären Form sind die Therapieverfahren wenig hilfreich, die Symptome nehmen aber oftmals über die Zeit in Stärke, Dauer und Frequenz von alleine ab. Bei einigen gerittenen Pferden wurde beobachtet, dass weniger Symptome auftreten, je regelmäßiger die Pferde körperlich gearbeitet wurden.
Die adulte Narkolepsie wird mit einem Antidepressivum behandelt. Es soll die Kataplexien kontrollieren, birgt aber auch Nebenwirkungen, wie Muskelzittern, Geräuschhypersensibilität, Tachykardie und Hämolyse. Dazu kommt, dass die Wirkung sich meist eher in der verringerten Schläfrigkeit widerspiegelt, während die kataplexischen Anfälle teilweise unverändert bleiben. 
Da die Narkolepsiefälle sehr selten sind, ist leider auch noch nicht viel in dem Bereich erforscht und die Therapiemaßnahmen über Medikamente fragwürdig. Dies gilt bezüglich ihrer Wirkung auf die tatsächlichen Symptome, als auch die Nebenwirkungen.
Vorbeugend vor Verletzungen durch die Zusammenbrüche, ist es ratsam den betroffenen Pferden spezielle schützende Gamaschen anzulegen und die Umgebung mit weichem Untergrund auszustatten. Generell sollte natürlich in jeder Haltung darauf geachtet werden, dass jedes Pferd ungestresst im Liegen zur Ruhe kommen kann.

Quellen:

Fuchs, Christine (2017) „Narkolepsie oder REM-Schlafmangel? 24-Stunden-Überwachung und polysomnographosche Messungen bei adulten „narkoleptischen“ Pferden“

Kalus, Magdalena Maria-Christina Nadine Luise Barbara (2014)  „Schlafverhalten und Physiologie des Schlafes beim Pferd auf der Basis polysomnografischer Untersuchungen“

Bäume und Sträucher für Pferde

Bäume und Büsche als Pferdefutter?

Wozu sollte man sie anbieten?

In erster Linie sind Bäume und Büsche, zusammenfassend „Gehölz“, wunderbar dazu geeignet, eine lange Futteraufnahmedauer, schnelle Sättigung und gleichzeitig wenig Energieaufnahme zu realisieren. Sie sind also besonders sinnvoll bei der Fütterung von Pferden, die rationiert ihr Raufutter bekommen und alles auf eine möglichst lange Fressdauer abzielt. Durch die harte Struktur kauen Pferde ungefähr drei Mal länger an einem Kilo Holz als an einem Kilo Heu. Auch die Kaugeschwindigkeit wird verringert und der Speichelfluss enorm angeregt. Dadurch, dass die aufgenommenen Fasern ein sehr hohes Quellpotential haben, kann mit wenig Aufnahme ein voluminöser Futterbrei im Darm entstehen und für eine schnellere Sättigung sorgen. Daher kann bei einer rationierten Fütterung ein Anteil Holz mit eingerechnet werden, der wenig Energie beiträgt, dafür aber Beschäftigung, Kauschläge und Sättigung.

Den Hauptbestandteil macht Cellulose aus, welche im Dickdarm die gesunde Darmflora ernährt und dadurch etwas Energie produziert wird. Ein weiterer Bestandteil ist Lignin, welches im Verdacht steht, unverdaulich zu sein. Das stimmt so jedoch nicht. Pferde können bis zu 20% verdauen, Esel und Maultiere sogar noch mehr. Aus diesem Grund können Esel/Maultiere auch einen Gehölzanteil von einem Drittel der Ration sehr gut vertragen. Bei Pferden ist eine Obergrenze von maximal 2-4g/kg Körpermasse zu empfehlen. Das ist die gängige Menge, die Pferde noch aufnehmen, wenn sie bereits eine ein Drittel Stroh und zwei Drittel Heu Ration zur Verfügung haben. Man sollte seine Pferde trotzdem immer gut beobachten, denn in Ausnahmefällen wie bei sehr gestörtem Essverhalten kann es zu extremen Aufnahmemengen kommen. Natürlich sollte Holz auch niemals als alleiniges Futtermittel zur Verfügung stehen! Es ist theoretisch möglich, ein Pferd rein über Bäume und Büsche mit allem zu versorgen, ABER das ist keines Falls gesund!!

Normalerweise fressen Pferde auch nur die äußeren Schichten bei größeren Ästen. Das Kernholz in der Mitte eines Stammes (So auch im meisten Brennholz: NICHT geeignet!) ist giftig und wird auch eigentlich gar nicht angerührt

Welche Gehölze sind geeignet?

Weide, Birke, Ulme, Linde, Obstbäume (ohne Früchte), Erle, Hainbuche, Haselnuss, Rotdorn, Weißdorn, Esche, Sanddorn, Pappel, Schlehe, Wildbirne, Johannisbeere, Stachelbeere, Rosengewächse (Außer Christ- und Pfingstrose!), Felsenbirne, Apfelbeere, Hartriegel, Roseneibisch, Kirschen.

Welche Gehölze sind giftig?

Esskastanien, Forsythie, Perückenstrauch, Walnuss, Holunder, Sommerflieder und Bergahorn.
Nadelgehölze sind wegen ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen schon in kleineren Mengen gut zu bedenken und können für empfindliche Pferde Probleme bereiten.
Natürlich sind auch die typischen Giftpflanzen wie Lebensbaum, Eibe, Buxbaum und Co. nicht zu verfüttern. Sieh dir hier unseren Beitrag zu Giftpflanzen an.

Besonderheiten:
Eichen, Buchen und Obstbäume während der Fallzeit der Früchte am besten absperren, da man nie wissen kann, wie viel die Pferde tatsächlich davon aufnehmen.

Sind Gehölze also sinnvoll für alle Pferde?

Wie schon gesagt, ist Gehölz besonders zur Fütterung von zu dicken Pferden geeignet. Generell hat es einen positiven Effekt auf alle gesunden Pferde. Alte und dünne Pferde brauchen energiereicheres Futter und nicht unbedingt einen Sattmacher, um aufzubauen, deshalb sollte Gehölz keinen Teil der regulären Ration darstellen. Pferde mit Zahnproblemen können das Holz nicht vernünftig kauen und es kann zu Verstopfungen in der Speiseröhre, Magen und Darm Trakt kommen, weshalb es für diese ebenfalls nicht geeignet ist. Nadelgehölze sind wie schon erwähnt aufgrund ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen gerade für magenempfindliche-, kranke- oder vorerkrankte- sowie tragende Pferde nicht zu empfehlen. Dann lieber keine Gehölze oder einfach eine geeignete Art.

Weihnachtsbäume: Futter oder nicht?

Die meisten billigen Weihnachtsbäume werden extrem gespritzt und wachsen auf großen Monokulturplantagen. Sie sind also absolut nicht für Pferde geeignet. Biobäume, bei denen auch noch mal ein Insekt auffindbar ist, sind eher geeignet, aufgrund der vielen ätherischen Öle aber nur in geringen Mengen.
Empfehlung: Ein Weihnachtstannenbaum auf mindestens zehn Pferde in der Nachweihnachtszeit und nicht jeden Tag oder jede Woche einen Neuen. Natürlich sollte drauf geachtet werden, dass jeglicher Schmuck entfernt wurde.

Beschaffung

Man kann ganz einfach selbst Äste schneiden und den Pferden in den Auslauf legen. Dabei muss man jedoch auf ein paar Dinge achten. Im besten Fall hat man ein eigenes Grundstück, auf dem entsprechende Bäume wachsen oder direkt am Stall. In Stadtnähe lohnt es sich beim Schrebergartenverein nachzufragen, diese wollen ihren Grünschnitt auch gerne mal loswerden. Nur aufpassen, dass nichts Giftiges dabei ist!
Das Schneiden von Ästen irgendwo im Wald oder am Wegesrand ist allerdings verboten! Dafür sollte man Rücksprache mit dem Bürgermeister oder dem Förster halten

Bäume im Auslauf

Geeignete Bäume direkt am Stall zu haben, ist wahrscheinliche die praktischste Variante. Selbst Bäume anpflanzen, um sie später nutzen zu können, ist ebenfalls eine Idee und zusätzlich eine wertvolle Tat für die Umwelt.
Je mehr verschiedener Bewuchs auf den Pferdeausläufen, desto höher ist die vorhandene Artenvielfalt, welche sich auch auf die Gesundheit der Pferde auswirken kann. Bäume und Büsche bieten dazu einen natürlichen Witterungs- und Sichtschutz. Sind es dazu noch Nutzpflanzen, können sie sogar von den Besitzern abgeerntet werden. Bäume und Sträucher im Auslauf und rings um den Stall haben also viele Vorteile. 

Quellen:

Was blüht denn da?, Kosmos Verlag
www.offenstallkonzepte.com
Pferdehaltung und Permakultur, Dr Tanja Romanazzi
Purzel speckt ab, Constanze Röhm
Rahmann G (2004) Gehölzfutter – eine neue Quelle für die ökologische Tierernährung. Landbauforsch Völkenrode SH 272:29-42

Supplements & Vitamine für das Pferd – Der digitale Futterplan

Nicht nur bei uns Menschen sind jegliche Nahrungsergänzungsmittel mittlerweile ganz normal. Auch Pferde bekommen immer öfter verschiedenste Supplements und Vitamine von uns verabreicht. Jedoch wissen viele nicht, was genau ihr Pferd wirklich braucht und schätzen seine Bedürfnisse falsch ein. Beispielsweise können Überdosierungen schwerwiegende Folgen verursachen, obwohl man es nur gut gemeint hat.

Braucht mein Pferd Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzung für Pferde

Ob dein Pferd überhaupt Nahrungsergänzungsmittel benötigt, hängt sowohl von den Vorerkrankungen als auch vom Energieverbrauch deines Pferdes ab. Jedoch ist ein genauso wichtiger und häufig zu wenig beachteter Aspekt die Heuqualität. Wenn das Heu nicht genügend Aminosäuren und andere wichtige Inhaltsstoffe enthält, entstehen Mangelerscheinungen. Gutes Heu erkennt man hauptsächlich an der grünlichen Farbe, dem angenehm frischen Geruch und einem trockenen Gefühl. Letztendlich muss aber der/die Tierarzt*in entscheiden, ob das Pferd an einem Mangel leidet. 

Sind Supplements zur Leistungsverbesserung geeignet?

Vorrangig werden Pferde mit Vorerkrankungen in dieser Hinsicht “behandelt”. Oft benötigen Tiere mit folgenden Problemen zusätzliche Unterstützung:

Nahrungsergänzungsmittel werden oft dann eingesetzt, wenn Pferde mit Vorerkrankungen an Mangelerscheinungen leiden oder generell einen erhöhten Bedarf an bestimmten Stoffen haben. Sind Nahrungsergänzungsmittel somit aber nur für erkrankte Pferde geeignet? Nicht unbedingt, denn vor allem Turnierpferde sind echte Sportler und werden mehrmals wöchentlich trainiert. In diesem Fall haben sie einen erhöhten Bedarf an bestimmten Spurenelementen, Aminosäuren und verbrauchen generell mehr Energie. So ist es völlig legitim, das Pferd mit Kraftfutter und einigen Supplements zu unterstützen. Doch auch hier ist es wichtig, zuerst mit der Tierarzt*in darüber zu sprechen und keine Entscheidung aus dem Bauch heraus zu treffen!

Was kann ich bei Nahrungsergänzung falsch machen?

Oft kaufen Pferdebesitzer teure Supplements und Vitamine, weil sie ihr Pferd unterstützen wollen. Doch oft ist nicht nur das “Was” ein Problem, sondern auch das “Wie viel”. Selbst wenn offiziell ein Mangel festgestellt wurde, ist es wichtig, richtig zu dosieren. Überdosierungen können das Pferd krank machen und im schlimmsten Fall schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Dann erhält man genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen wollte. Selbst bei den Dosierungshilfen auf  den 

Packungen sollte man vorsichtig sein, da es auch immer auf die individuellen Bedürfnisse deines Pferdes ankommt. Ein Freizeitpony benötigt andere Mengen als ein Turnierpferd. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, den Rat von einem Profi einzuholen.

Fazit - Supplements Ja oder Nein?

Alles in allem ist nichts gegen Nahrungsergänzungsmittel einzuwenden, solange die Entscheidung begründet ist und die Dosierung stimmt. Das heißt, es muss immer ein Tierarzt*in und/oder Tierfutterberater*in zurate gezogen werden, um deinem Pferd eine individuell angepasste Ernährung zu ermöglichen. Nur so kann nichts schief gehen.

Wie hilft die HorseAnalytics App dabei?

Gesundheitsakte, Pferd, Gewicht, PAT, Cushing, Cushingtagebuch

Mit der HorseAnalytics App kannst du Fütterung und Medikationen einfach und übersichtlich organisieren. Über das digitale Whiteboard können erledigte Aufgaben in einer To-Do-Liste abgehakt werden. Zusätzlich kannst du eine
Gesundheitsakte anlegen, in der du Gewicht und Vitalwerte sowie Medikationen und Behandlungen eintragen kannst. Das Tolle daran? Du kannst die Gesundheitsakte jederzeit mit deinem Tierarzt teilen. Im Notfall wird so ganz bestimmt nichts mehr schiefgehen. Bei der Planung der Weidezeit hilft dir die App außerdem mit Informationen zum aktuellen Fruktan-Gehalt der Wiesen an deinem Standort. So kannst du Krankheiten wie Hufrehe oder Kolik vorbeugen und bist immer auf der sicheren Seite. In der HorseAnalytics App hast du also alle Daten auf einen Blick immer in deiner Hosentasche bereit. Whiteboards, Zettel und Chaos sind somit Schnee von gestern.