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Die Qual der Wahl – warum dir dein Bauchgefühl beim Eindecken nicht weiterhilft!

Winterzeit ist Deckenzeit

Beachtet man die ganzen Artikel, Blogs oder Stallgespräche zu diesem Thema, die derzeit gehäuft auftauchen, könnte man das zumindest denken. Sicherlich erreicht die Zahl der eingedeckten Pferde im Winter ihren Höhepunkt. Jedoch spielen verschiedene Decken heutzutage das ganze Jahr über eine Rolle. Im Winter kommen Stalldecken oder Winterdecken, im Sommer Fliegendecken oder Ekzemerdecken und Regendecken kommen zu den verschiedensten Jahreszeiten zum Einsatz.

Doch welchen Einfluss hat das Eindecken eigentlich auf das Wohlbefinden des Pferdes?
Wir zeigen dir, was du unbedingt im Hinterkopf behalten solltest, wenn du dein Pferd eindeckst.

Warum decken wir unsere Pferde überhaupt ein?

Jede Decke hat eine bestimmte Funktion, die dein Pferd im richtigen Moment unterstützen kann. Im Winter spielt vor allem das Wetter eine große Rolle bei der Wahl der richtigen Decke. Kälte, vermehrter Niederschlag oder Wind, davor sollen Winterdecken schützen.

Eindecken oder nicht?

Regendecke oder doch lieber die 200-Gramm-Decke?

Was für eine Decke brauche ich, wenn mein Pferd geschoren ist?

Fragen über Fragen, die einen manchmal ganz schön zum Verzweifeln bringen können.

Eine interessante Beobachtung ist, dass viele sich bei der Wahl der richtigen Decke ausschließlich Gedanken machen, ob das Pferd frieren könnte. Dieser Gedanke ist womöglich im menschlichen Empfinden verankert. Häufig wird nicht beachtet, dass die Thermoneutralzone (TNZ) sich von Art zu Art, wie beispielsweise zwischen Pferden, Hunden oder Schweinen, unterscheiden. Die Thermoneutralzone wird auch Behaglichkeitsbereich genannt und beschreibt den Temperaturbereich, in dem sich ein Lebewesen in Bezug auf die Umgebungstemperatur wohlfühlt, da die erzeugte Wärme konstant bleibt und weder Energie für mehr Wärme oder Abkühlung aufgebracht werden muss. Betrachtet man die Thermoneutralzone (TNZ) eines Menschen, welche ca. zwischen 25-32 °C (unbekleidet) liegt, kann man feststellen, dass ein Mensch ohne Kleidung bereits bei ca. unter 25 °C anfängt zu frieren und somit mehr Wärme produzieren muss. Bei Pferden hingegen liegt die TNZ in etwa zwischen -15 bis 25 °C. Das bedeutet, Pferde haben eine deutlich höhere Toleranz gegenüber Kälte, als gegenüber Hitze. In unserer Klimazone ist Pferden somit tendenziell im Sommer eher zu warm, als dass sie im Winter frieren. Verlässt man sich beim Eindecken also auf sein eigenes Temperaturempfinden, fällt die Wahl schnell mal auf eine sehr warme Decke. Aber Achtung, denn auch eine Überhitzung kann für das Pferd eine massive Belastung sein und zum Beispiel zu Kreislaufstörungen bis hin zu Kreislaufversagen führen.

Vergiss daher nie, dass mit einer Decke die natürliche Thermoregulation des Pferdes beeinflusst werden kann.

Kim Hodgess, einer Masterstudentin aus England, hat sich dem Thema angenommen und die Wirkung verschiedener Pferdedecken auf die Körpertemperatur des Pferdes untersucht. In ihrer Studie wurden Pferde die eine Ekzemerdecke, eine Fleecedecke, eine leichte Stalldecke und Pferde die keine Decke trugen, hinsichtlich ihrer Oberflächentemperatur miteinander verglichen. Für die Messung wurde an jedem Pferd ein Temperatursensor im Bereich an der Hüfte angebracht, welcher die Oberflächentemperatur misst. Zusätzlich wurde die Umgebungstemperatur erfasst, um hinterher die Veränderungen bei unterschiedlichen Umgebungstemperaturen nachvollziehen zu können. Die Studie zeigte einen Temperaturanstieg der Oberflächentemperatur, die Temperatur, die an der Oberfläche des Pferdes messbar ist (sie ist nicht mit der Körperkerntemperatur gleichzusetzen), von 4,2 °C bei Pferden mit einer Ekzemerdecke, von 11,2 °C bei Pferden mit einer Fleecedecke und von 15,8 °C bei Pferden die eine leichte Stalldecke trugen. Bei einer Umgebungstemperatur von 4-5°C hatten vier der eingedeckten Pferde eine Oberflächentemperatur von 24-30 °C während die nicht eingedeckten Pferde eine Oberflächentemperatur von 12,5-18,5 °C hatten. Die Ergebnisse konnten zeigen, dass bei eingedeckten Pferden ein deutlicher Anstieg der Oberflächentemperatur, sogar über die für Pferde angenehmen Temperaturen, auftreten kann. Die natürliche Thermoregulation wird gestört, indem die Pferde nun einen Wärmeausgleich, mit einhergehendem Energieverlust, schaffen müssen, welcher normalerweise nicht aufgetreten wäre.
Natürlich ist der Einsatz von Decken in vielen Situationen durchaus sinnvoll, wichtig ist dabei, dass hier individuell auf das Pferd abgestimmt wird, welche Decke die richtige ist. Faktoren wie Alter, Größe, Temperament, Rasse, Haltungsform, eine Schur beeinflussen die Wahl der richtigen Decke.

Zum Beispiel stehen Pferde im Stall häufig windgeschützter als im Offenstall. Pferde die keine Möglichkeit haben sich auf der Weide unter zu stellen, können durch eine Regendecke vor Dauerregen zusätzlich geschützt werden. Ist dein Pferd geschoren, so ist die Thermoregulation besonders an den geschorenen Stellen verändert. Da Fell , neben der Fettschicht und der Durchblutung, eine Teilmaßnahme der Thermoregulation ist, kann hier eine Decke das fehlende Fell ausgleichen und somit die Thermoregulation unterstützen.

Merke: Hast du dich einmal fürs Eindecken entschieden, musst du auch dabei bleiben, zumindest für diesen Winter, da die Thermoregulation bei eingedeckten Pferden nicht trainiert wird.

Behalte immer im Hinterkopf, dass die Thermoneutralzone deines Pferdes nicht deiner eigenen entspricht! Auch wenn du selber vielleicht gerade frierst, kann es sein, dass dein Pferd sich gerade so richtig wohlfühlt. Wenn du dir unsicher bist, welche Decke bei welchem Wetter geeignet ist und lieber auf Nummer sicher gehen willst, versuch es doch mal mit einem Deckensensor. Dieser zeigt dir die Temperatur und Feuchtigkeit unter der Decke an und kann dich in deiner Entscheidung, welche Decke gerade die richtige ist, unterstützen. Verschiedene Firmen stellen diese Deckensensoren bereits her, unter anderem Horseware (Horsepal) und Arioneo (Orscana) Ansonsten kann man nur sagen, weniger ist oft mehr!

Dir hat unser Blogartikel gefallen? Du hast Themen die dich besonders interessieren? Dann schreib uns gerne unten in den Kommentaren. Wir freuen uns über Anregungen und Feedback!

Haarige Angelegenheit – das Wichtigste zum Fellwechsel

Wenn die Tage endlich wieder länger werden und der Frühling den Winter ablöst, dann werfen wir die dicken Winterjacken in den Keller und können das wärmere Wetter kaum erwarten. Das kostet uns keine große Anstrengung. Der Organismus unserer Pferde leistet hingegen Schwerstarbeit, um sich auf die neuen äußeren Bedingungen einzustellen. Das dichte, warme Winterfell wird durch ein kurzes Sommerfell ersetzt. So ein Fellwechsel benötigt nicht nur Energie, sondern auch Zeit. Abhängig von den Witterungsbedingungen und der Haltungsform, kann sich der Fellwechsel bei Pferden über wenige Wochen bis hin zu Monaten erstrecken.

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Wunderwaffe Stangengymnastik – neue Übungen für ein effektives und abwechslungsreiches Wintertraining.

Stangentraining wird oft zu unrecht stiefmütterlich behandelt. Wieso sollte man auch wieder zurück zur Basis gehen, wenn man längst richtig springt? In diesem Artikel nehmen wir euch mit auf einen Stangengymnastiklehrgang und berichten von den Tipps des Trainers und allen gerittenen Übungen.

Die vorgestellten Aufgaben findest du natürlich auch in der HorseAnalytics App. 

Warum du Stangengymnastik in dein Training integrieren solltest:

  • es ist eine hervorragende Lösungsarbeit
  • die Hinterhandtätigkeit wird verbessert und die Rückenmuskulatur wird gestärkt
  • es bringt Abwechslung in die Winterarbeit

Alle Übungen immer dabei!

In der HorseAnalytics Health App findest du über 200 Stangen-, Dressur-, Spring- und Geländeübungen, mit denen du dein Training abwechslungsreicher, effizienter und erfolgreicher gestalten kannst!

Stangentraining richtig nutzen

Stangentraining ist für jeden relevant, der sein Pferd vielseitig gymnastizieren will!  Jedoch ist es nicht besonders spannend sich drei Stangen in eine Reihe zu legen und anschließend zwei, drei Mal darüber zu traben.

Die Frage ist also: Wie gestalte ich Stangentraining so, dass es abwechslungsreich ist und einen Mehrwert für mich und mein Pferd bietet?

Die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt! Manchmal braucht man einfach neue Inspirationen, um wieder neu durchzustarten. Ich werde euch deshalb in diesem Beitrag meine persönlichen Erfahrungen von unserem vergangenen Stangengymnastiklehrgang schildern und euch tolle Übungen vorstellen, die hoffentlich dem ein oder anderen das Wintertraining ein wenig versüßen.

 

Mein Motto: “ Egal welche körperlichen oder charakterlichen Voraussetzungen dein Pferd mitbringt, versuche es individuell und für seine Verhältnisse optimal zu trainieren.”

Der Lehrgang

Meine persönlichen Ziele:

  • Abwechslung und neue Ideen für unser Training zu erhalten.
  • mehr Fluss/ Routine in die Stangenarbeit zu bekommen, um zukünftig auch selbstständig Stangengymnastik ins Training einbauen zu können.

 

 

Tag 1

Nachdem jeder Reiter sein Pferd individuell aufgewärmt hatte, starteten wir mit einer Trabstangenreihe (4 Stangen), abwechselnd von beiden Händen. Nach und nach haben wir weitere Übungen dazu genommen.

Das zweite Element waren Trabstangen über die Diagonale. Von der linken Hand geritten mussten wir 10 Meter dahinter zum Halten durchparieren, eine Pferdelänge Rückwärtsrichten und wieder antraben. Rechte Hand wurde im Anschluss an die Trabstangen in der nächsten Ecke eine Volte geritten.

Der Fokus des ersten Tages “Takt, Biegung und Durchlässigkeit”

Das Kernelement war eine Übung, die ich im Folgenden die “Fächer-Übung” nenne. Sie besteht aus zwei “Stangenfächern” (je 4 Stangen), die jeweils in den Ecken der kurzen Seite aufgebaut waren.

Die Abstände: Innen 1 m , in der Mitte 1,20 m, außen 1,30 m. (Trab)

  • Step 1: Jeder Stangenfächer kann einzeln auf der Volte genutzt werden – Für uns lag die Schwierigkeit darin, durch die engeren Wendungen nicht an Tempo und Takt zu verlieren.
  • Step 2: Im zweiten Schritt wurde eine Acht über die beiden Stangenfächer geritten.
  • Step 3: Die Übung wurde dann mit Galoppstangen auf der Geraden erweitert.

Das Ziel:

In der engen Wendung den Takt finden. Durch die vorgegebene Form der Acht wurde durch die Biegung und kurzzeitige Geraderichtung am Wendepunkt eine Biegung um das wechselnde innere Bein und somit eine Biegung der Rippen erarbeitet.

Beispielübung:

Linke Hand: Zwei Volten über den Stangenfächer, dann durch die Acht wechseln, zwei Volten (rechte Hand) und anschließend auf die Gerade über Galoppstangen.

Die Abstände: 3,00-3,50 m. (Galopp)

Schwierigkeitsgrad:

Wenn der Weg zwischen Trab und Galoppstangen kürzer wurde, fiel es uns schwer auf so kurzem Weg im Galopp “Fahrt” aufzunehmen. Aber wie sagt man so schön “Übung macht den Meister”, am Ende hat es dann doch erstaunlicherweise gut geklappt.

So sieht sah die Aufzeichnung des Trainings in der HorseAnalytics App aus:

Gait analysis, analyse your training

 

Tag 2:

Nach einem positiven ersten Tag, war nicht nur ich, sondern scheinbar auch Rachel gespannt auf das, was kommt. Jedenfalls steuerte sie erstaunlicherweise äußerst motiviert in die Springhalle.

Die Elemente, die wir zuvor im Einzelnen erlernt hatten, wurden nun zu einem variierenden “Stangenparcours” kombiniert. Die Schwierigkeit bestand in den vielen Wechseln zwischen Trab- und Galoppelementen. Das Ziel dabei war es, die Reaktionsfähigkeit durch kurze Wege zwischen Trabstangen und Galoppstangen zu fördern.

Zum Einstieg wurde eine Reihe aus vier Trabstangen auf der Geraden geritten, anschließend angaloppiert über eine Reihe aus drei Cavalettis (niedrigste Höhe zu Beginn). Diese wurden mit jeder Runde etwas höher, was viel Aufmerksamkeit seitens der Pferde forderte. Nach und nach wurde der “Stangenparcours” erweitert. Auch die “Fächer-Übung” war Teil eines Parcours.

Beispielübung:

Eine Acht über die Stangenfächer geritten. Aus der Acht heraus am Wendepunkt geradeaus über eine Cavaletti-Reihe.

Eine Übung, die es in sich hat, denn sie kombiniert enge Wendungen und schnelle Reaktion.
Wir sind hier fürs Erste an unsere Grenze gestoßen, was aber nicht weiter schlimm war. Jetzt wissen wir genau, woran wir in Zukunft weiter arbeiten müssen.

 

Mein persönliches Fazit: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt!“

Das Wochenende hat mir einmal mehr gezeigt, dass es sich ab und zu lohnt, über den Tellerrand zu schauen und ich mich öfter trauen sollte etwas Neues auszuprobieren.

Schon seit Ewigkeiten hatte ich überlegt, dass ich das Thema Stangengymnastik mit Rachel angehen möchte, jedoch sind sämtliche Versuche im Sande verlaufen. Daher habe ich diese Chance direkt ergriffen und es hat sich absolut gelohnt.

Ich habe sowohl reiterlich viel aus dem Lehrgang mitnehmen können, auch mein Gefühl hat sich verbessert und wir konnten neue Motivation für die restlichen Wintermonate schöpfen.
Eine Sache habe ich ganz besonders gelernt, nämlich, dass ich uns beiden deutlich mehr zutrauen sollte und es sich lohnt, mal was Neues zu wagen. Die Übungen haben wir gleich am nächsten Wochenende selbstständig wiederholt und es war toll zu sehen, wie selbstverständlich Rachel mitgemacht hat. Wir werden auf alle Fälle dran bleiben und haben uns gleich für den nächsten Lehrgang im März angemeldet!

 

Das Beste zum Schluss – Fazit des Trainers

Am Ende möchte ich dir noch drei Regeln unseres Reitlehrers mitgeben, die du für ein erfolgreiches Stangentraining berücksichtigen solltest:

  1. Behalte die Körperspannung und sei im Gleichgewicht mit deinem eigenen Körper, um dein Pferd nicht zu stören.
  2. Lege mehr Wert darauf, dass dein Pferd am Bein reagiert und vorm treibenden Schenkel ist. Das ist deutlich wichtiger, als dass das Pferd durchs Genick geht, da man dabei oft zu viel mit der Hand macht und anfängt das Pferd zu stören. Merke: das Pferd findet in der Regel seinen eigenen Takt!
  3. Weniger ist mehr! Höre lieber auf, wenn es gut klappt, oder verzichte mal auf den Galopp und arbeite lieber mehr im Schritt und Trab. Arbeite dabei immer so, dass das Training für dich und dein Pferd zufriedenstellend und nicht überfordernd ist.

Hast Du jetzt auch Lust auf mehr bekommen?

Dann ab zum Play Store oder App Store und lade Dir die HorseAnalytics App herunter. Dort kannst du alle Übungen finden, in der App speichern und mit Freunden teilen!

Klick ganz einfach auf den entsprechenden Button:

 

Wir haben für euch außerdem eine ganz Rubrik an Trainingsinpirationen in unserer Academy angelegt:

Hier gelangst du zur Übersicht!

Aufmerksamkeit-ÜbungSprungreihe Gymnastik

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Gangartenanalyse, Trainingsanalyse Pferd

Bye bye Winterblues – 5 einfache Tricks, wie du und dein Pferd dem Winter die kalte Schulter zeigen!

Wenn es Morgens beim Aufstehen noch dunkel ist und wir Schal und Mütze anziehen, um vor die Tür zu gehen, ist er wieder da – der Winter! Eine Jahreszeit, die viele von uns Reitern sicherlich gerne streichen würden und trotzdem kommt er immer schneller als einem lieb ist. Im Stall laufen die Schermaschinen auf hochtouren, man steht wieder vor dem ewigen Winterdeckenfiasko und in der Reithalle drängeln sich die Berufstätigen nach Feierabend.

Kein Grund sich auf der Couch zu verkriechen!

Wir zeigen dir, wie du Licht in die dunkle Jahreszeit bringst, um gesund, fit und bestens vorbereitet in den Frühling zu starten.

Abwechslung gegen den Reithallenkoller 

Abwechslung ist das A und O, um den Trainingsalltag etwas aufzulockern.

Neue Reize tun nicht nur dem Reiter gut, sie fördern auch beim Pferd die Konzentration und Motivation. Statt fleißig Dressurlektionen zu üben, einfach mal neue Wege im Gelände erkunden. Besonders spannend ist es, die gerittene Strecke mit der Gaits Analysis in der HorseAnalytics App aufzunehmen und anschließend zu Hause, bei einer heißen Tasse Tee, revue passieren zu lassen. 

Auch Stangengymnastik, Cavalettitraining, Doppellonge oder Bodenarbeit sorgen für gern gesehene Abwechslung. Lehrgänge sind eine tolle Möglichkeit sich gezielt an neue Aufgaben zu wagen, man kommt mal raus und kann ganz neue Seiten des Trainings für sich entdecken.

Richtiges Aufwärmen

Kalte Muskeln sind weniger elastisch, deshalb hat richtiges Aufwärmen, gerade im Winter, allerhöchste Priorität, um Verletzungen vorzubeugen. Besonders bei alten Pferden merkt man, dass sie im Winter mehr Anlaufzeit benötigen. Ein guter Grund, das Ganze etwas gelassener anzugehen. Aber wie? Die Aufwärmphase zeichnet sich vor allem durch langes Schrittreiten aus, lieber zu lange als zu kurz, versuche 20 min Schritt zu reiten. Mit der Gaits Analysis lässt sich die Schrittdauer der Aufwärmphase ganz einfach und objektiv überprüfen. 

Auch Dehnungsübungen vor dem Reiten können in der Aufwärmphase eingesetzt werden. Stelle dich neben das Pferd und versuche mit einem Leckerli eine Dehnung des Halses nach links unten (rechts unten) zu erarbeiten. Für eine Dehnung der Oberlinie muss das Pferd den Kopf nach unten zum Huf führen, die Hals- und Rückenmuskulatur wird durch eine Bewegung des Kopfes nach unten und vorne gedehnt (das Pferd muss dabei stehen bleiben).

Das Ganze gilt natürlich nicht nur für dein Pferd, auch du solltest dich vor dem Reiten aufwärmen. Wie wäre es, die ersten 5 min selbst zügigen Schrittes zu führen? Nutze vor dem Aufsteigen die Aufstiegshilfe, um dich zu dehnen. Stelle dich zum Beispiel mit den Zehenspitzen auf die untere Stufe und dehne die Ferse nach unten. Wenn du aufgesessen bist, strecke die Arme aus und drehe den Oberkörper einmal nach links und nach rechts, dabei bleibt die Hüfte gerade. Versuche anschließend mit deiner linken Hand deine rechte Fußspitze (dasselbe auch mit rechts) zu berühren. Fühlst du einen Unterschied beim Reiten?

Einen Plan haben

Nutze die Zeit am Sonntagabend, um einen Trainingsplan für die kommende Woche zu entwickeln. Festgesteckte Ziele motivieren dich, sie auch einzuhalten. Verabrede dich zum gemeinsamen Training mit einer Freundin, dann hast du keine faule Ausrede mehr.

Wellnesstage

So stärkst du die Bindung zu deinem Pferd. 

Für viele ist gründliches Putzen bloß ein Mittel zum Zweck, doch dahinter steckt so viel mehr. Eine ausgedehnte Massage ahmt die Fellpflege unter Pferden nach und ist wichtig für die soziale Bindung zu deinem Pferd. Beobachte dein Pferd dabei, so kannst du herausfinden, an welchen Körperstellen es besonders angenehm oder unangenehm ist, welche Druckintensität oder welche Bürste es mag. Viele Pferde bevorzugen Stellen, an denen sie selbst schlecht ankommen, wie hinter den Ohren, die Innenseite der Flanke, oder mittig unterm Bauch. Hierbei gilt: “Probieren geht über studieren!”. Lass dir genug Zeit, um verschiedene Variationen auszuprobieren.

Für ein schönes Wellnessprogramm eignen sich auch Solarium und Magnetfelddecke. Letztere revitalisiert die Zellen und fördert die Durchblutung im Gewebe. Entspannung und Erholung der Muskulatur werden dadurch gefördert. Bevor du in eine eigene Magnetfelddecke investierst, frage bei Freunden aus dem Stall, ob du dir ihre Decke einmal leihen kannst. So kannst du vorab testen ob, und wie dein Pferd diese annimmt.

Der Kälte trotzen

Der Zwiebellook macht es möglich.

Die richtige Kleidung ist im Winter besonders wichtig. Sie sollte vor Regen und Schnee schützen, wärmen, einfach an- und auszuziehen sein. Gegen einen kalten Kopf unterm Reithelm, insbesondere beim Ausreiten, helfen spezielle Unterziehmützen für Helme.

Auch für das Pferd kann man viele winterliche Situationen angenehmer gestalten. Um das sensible Pferdemaul zu schützen, sollten Gebisse vor dem Reiten angewärmt werden, (!) mache immer den Fühltest, denn genauso unangenehm wie ein zu kaltes, ist ein zu heißes Gebissstück.

Sollten die Bodenverhältnisse dafür sorgen, dass sich die Zeit in der Box verlängert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dein Pferd zu beschäftigen. Äste zum knabbern werden von vielen Pferden als willkommene Abwechslung angenommen. Frage bei euch im Stall, ob jemand einen Obstbaum im Garten hat, die Äste von Apfel-, Pflaum- oder Birnbäumen eignen sich beispielsweise für Pferde (bei Obstbäumen ist es wichtig, dass diese nicht gespritzt sind). Alternativ eignen sich auch Weiden- und Birkenäste. Natürlich gibt es noch andere Arten, die sich eignen, jedoch auch unverträgliche oder sogar giftige Bäume.  Solltest du dir unsicher sein, ziehe einen Experten zu rate und informiere dich vorab gut.

Natürliche Salzlecksteine und spezielle Spielzeuge für Pferde, wie Spiel- und Futterbälle, können ebenfalls Abhilfe gegen Langeweile schaffen.

Wir hoffen, dass unsere 5 Tricks dir & deinem Pferd helfen motiviert durch den Winter zu kommen. Euch hat unser Artikel gefallen? Dann schreib uns gerne in den Kommentaren, auch Anregungen und Feedback sind immer willkommen. Und nun heißt es: “Handy weglegen, rein in die Klamotten und los gehts!”. Viel Spaß!

Ein geradegerichtetes Pferd – Warum ist es so enorm wichtig?

Wie du schnell und einfach dein Pferd gleichmäßig auf beiden Händen trainierst, auch wenn du alleine reitest

„Richte dein Pferd gerade!“- jeder Reiter hat diesen Satz sicher schon das ein oder andere Mal von seinem Reitlehrer gehört. Doch was bedeutet es überhaupt ein Pferd gerade zurichten und was ist dafür nötig?

Geraderichten

Der wohl wichtigste Grund warum wir unsere Pferde Geraderichten sollten, ist der Beitrag zu der Gesundheit. Denn eine gleichmäßige Belastung kann einer vorzeitigen Verschleißerscheinung entgegenwirken. Auch wenn die Geraderichtung erst der fünfte Punkt der Ausbildungsskala ist, wird sie schon von Beginn an in der Jungpferdeausbildung berücksichtigt. Wichtig ist, beide Seiten gleichmäßig zu trainieren.

Im Sattel kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu: Der Reiter muss sich der Schiefe des Pferdes bewusst sein, um sich nicht schief hinsetzen zu lassen. Hier kann ein Reitlehrer, ein Spiegel oder aber ein anderer Reiter hilfreich sein, um darauf zu achten.

Der Gedanke: Reiten aus der Körpermitte, um Pferd und Reiter ins Gleichgewicht zu bringen, sind das oberste Gebot. Denn auch beim Geradeausreiten gilt das Prinzip, das Pferd mit Schenkel- und Gewichtshilfen einzurahmen und nicht mit dem Zügel über die Stellung zu erzwingen.

Die hohle Seite des Pferdes

Doch warum müssen wir unser Augenmerk eigentlich gezielt auf die Geraderichtung legen? Das Pferd läuft doch geradeaus?! Das stimmt so leider nicht. Das Pferd hat von Natur aus eine „Hohle“ und eine „Feste“ Seite. Die „Hohle Seite“, die natürliche Schiefe eines Pferdes, macht sich dadurch bemerkbar, dass das Pferd versucht mit dem inneren Hinterbein zur Seite auszuweichen, um somit keine Last aufnehmen zu müssen.

Dies kannst du ganz einfach selbst überprüfen, indem du dir die Hufspuren im Sand ansiehst. Die Hinterhand sollte dabei nicht an der Spur der Vorhand vorbei fußen. Sich frei bewegende Pferde kommen mit ihrer natürlichen Schiefe gut zurecht. Doch für die Dressurarbeit bedeutet die natürliche Schiefe eine dauerhafte Fehlbelastung, wenn diese nicht korrigiert wird.  Ziel der Geraderichtung ist es also, dass sich das Pferd in allen Übungen und Lektionen auf beiden Händen gleichmäßig und geschmeidig korrekt reiten lässt.

Was der Reiter tun kann

Die natürliche Schiefe ist der Grund, warum sich ein Pferd auf der einen Hand viel leichter Biegen lässt als auf der anderen. Das Pferd  wird seine „Schokoladenseite“ auf der linken Hand haben, wenn es die Linkswendung und den Linksgalopp bevorzugt.

Warum? Dieses Phänomen ist ganz einfach zu erklären! Auf der linken Seite ist die Muskulatur etwas verkürzt und dadurch ist diese Biegung leider nicht korrekt. Das Pferd stützt sich verstärkt auf das rechte Vorderbein und weicht dem Zügelkontakt auf der linken Seite aus, indem es sich im Hals verbiegt. Beim Reiten von Wendungen merkt man, dass das Pferd an der offenen Seite der Bahn, wo es nicht durch die Wand begrenzt wird, über die rechte Schulter nach außen driftet, den Zirkel vergrößert. Wechselt man hingegen auf die rechte Hand, wird sich das Pferd steif anfühlen. Häufig beobachtet man, dass die Pferde zuerst auf der hohlen Seite gelöst werden, um dann vermehrt auf der Zwangsseite gearbeitet zu werden, was aber völliger Unsinn ist.

Oft sogar kontraproduktiv, da die sowieso schon starke Körperhälfte noch mehr beansprucht wird und noch kräftiger wird. Es gilt das Prinzip die schwächere Körperhälfte stärker zu machen und nicht die stärkere schwächer!

Hierbei gilt das Grundprinzip: die Vorhand vor die schiebende Hinterhand zu bringen und dort zu halten.

Tipp

Stellt euch vor, dass ihr beim Geradeausreiten den Widerrist immer zwischen Genick und Schweifrübe halten wollt. Gustav Steinbrecht hat das schon 1881 mit seinem weltweit bekannten Satz „Reite Dein Pferd vorwärts und richte es gerade“ auf den Punkt gebracht. Gymnastizierende Übungen sind z.B. Schlangenlinien durch die ganze Bahn, häufige Handwechsel, Tempiwechsel und die große und die kleine Acht mit Übertreten auf der steiferen Hand. Wenn dein Pferd bereits weiter ausgebildet ist, helfen Seitengänge, die Rippenbiegung kontinuierlich zu verbessern. Durch die Lektion Schultervor kontrollieren wir die Vorhand und können diese nun leichter auf die Hinterhand stellen und aktivieren somit das innere Hinterbein mehr unter den Schwerpunkt zu treten. Wer gerne ausreitet kann viele dieser Übungen natürlich auch im Gelände reiten.

Wichtig sind natürlich immer wieder Pausen zwischendurch und ein langsames herantasten, damit keine Überforderung psychisch wie physisch erfolgt. Hier bietet die Gangarten Analyse von HorseAnalytics eine praktische Analysemöglichkeit. So kannst du jederzeit überprüfen, wie intensiv du wirklich trainiert hast. Denn oftmals täuscht uns unser Gefühl. Wenn du mehr über die die Analyse der Intensität deines Trainings wissen möchtest, schau dir unseren Beitrag „Gefühl vs. Realität – wie intensiv trainierst du wirklich?“ an. Drei Studierende der Hogeschool Van Hall Larenstein Universität haben mithilfe der HorseAnalytics App diese Fragestellung wissenschaftlich untersucht und sind zu einem unerwarteten Ergebniss gekommen.

Faustregel

Übrigens trägt das Pferd meist die Hauptmähne auf seiner hohlen Seite, diese „Regel“ stimmt bei ungefähr 75 Prozent aller Pferde d.h. die hohle Seite ist meist, die Seite wohin die Mähne fällt. Trifft diese Faustregel auch auf euer Pferd zu?

Fazit

Durch gleichmäßiges Gymnastizieren auf beiden Seiten kannst du einen wichtigen Bestandteil zur Gesunderhaltung deines vierbeinigen Freundes beitragen. Denke immer daran das Geraderichten ist eine Aufgabe die dein Pferd und dich bis ins hohe Alter begleiten wird, denn daran muss immer gearbeitet werden.